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Der Schwedenbomben-Produzent Niemetz zog von Wien-Landstraße nach Niederösterreich um.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien - Die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) fordert einen Umwidmungsstopp von Industrieflächen in Wohnraum. Denn würden Betrieben entsprechende Erweiterungsflächen genommen, seien sie irgendwann gezwungen, ins benachbarte Umland - also etwa nach Niederösterreich - zu übersiedeln, warnte WKW-Präsident Walter Ruck am Mittwoch in einer Pressekonferenz.

Zuletzt hatten etwa der Umzug des Schwedenbomben-Produzenten Niemetz von Wien-Landstraße nach Niederösterreich und entsprechende Überlegungen des Marmeladenherstellers Staud für Kritik an der Standortpolitik des Rathauses gesorgt. Ein Grund für derlei Abwanderungen sei nämlich die zunehmende Platznot für die Industrie, so Ruck am Mittwoch.

Areale zurückgegangen

Laut Kammeranalyse sind jene Areale, die den produzierenden Unternehmen gewidmet sind, seit 2001 um 16,5 Prozent auf 2.200 Hektar zurückgegangen. Außerdem würden Wohngebiete immer näher an die Industrie heranrücken, wodurch es zunehmend Probleme mit Anrainern gebe, hieß es. Angesichts des prognostizierten Bevölkerungswachstums und dem damit steigenden Bedarf an Wohnungen meinte Ruck: "Mir ist schon klar, dass man keine neuen Industriegebiete schaffen kann, aber das, was da ist, muss erhalten bleiben."

Derzeit gebe es - gemessen an den gesamten Industrieflächen in der Stadt - nur noch acht Prozent Reserveflächen, beispielsweise in Liesing. Problematisch sei zudem, dass inzwischen viele Industriegebiete von Fachmarktzentren oder Verbrauchermärkten belegt werden. Ruck forderte hier eine Beschränkung.

Klage über Betriebs- und Lohnkosten

Im Zuge ihrer Analyse hat die Kammer auch Unternehmer gefragt, wo der Schuh drückt. Am meisten würden Bürokratie sowie hohe Betriebs- und Lohnkosten beklagt, sagte Industrie-Spartenobmann Stefan Ehrlich-Adam. Wobei er grundsätzlich einräumte, dass hier die Stadtpolitik - etwa im Bereich von Arbeitszeitflexibilisierung oder Auflagen durch das Energieeffizienzgesetz - nur sehr begrenzt eingreifen könne und man sich deshalb auch an den Bund wende.

Mit dem Wiener Magistrat liefen die Gespräche beispielsweise in Sachen Vereinfachungen bei Betriebsanlagengenehmigungen in die richtige Richtung. So sollen die Genehmigungsstellen demnächst auf vier Standorte konzentriert werden, wovon man sich eine schnellere Abwicklung erhofft. Der Dauerbrenner Fachkräftemangel scheint in der Umfrage übrigens nicht sehr prominent auf. Auch dafür hat die Kammer eine Erklärung: Viele Unternehmer hätten inzwischen resigniert.

Den Wirtschaftsvertretern zufolge sorgen Wiens Produktionsbetriebe für knapp 140.000 Arbeitsplätze. Sie generieren eine direkte Wertschöpfung von 11,7 Milliarden Euro. (APA, 3.9.2014)