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Steven Sotloff soll enthauptet worden sein.

Foto: Reuters/Handout

Washington - Das Weiße Haus hat am Mittwoch die Echtheit eines Videos der Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS) betätigt, in dem die Hinrichtung des US-Journalisten Steven Sotloff zu sehen ist. Das Video war am Dienstag im Internet aufgetaucht. Eine Analyse durch Geheimdienstexperten habe gezeigt, dass das Video authentisch sei, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Caitlin Hayden.

Sotloff war im vergangenen Jahr im Norden Syriens verschleppt worden. Vergangenen Monat hatten die IS-Kämpfer bereits den US-Journalisten James Foley enthauptet und am 19. August ein Video von der Tat ins Internet gestellt. Anschließend hatten die Jihadisten auch mit der Ermordung von Sotloff gedroht, sollten die USA ihre Luftangriffe auf IS-Stellungen im Nordirak nicht einstellen. Diese Drohung machten sie nun wahr, der Titel des neuen Videos lautet: "Zweite Botschaft an die Amerikaner".

Weitere Geisel

"Wenn es echt ist, dann sind wir angewidert von diesem brutalen Akt", hatte US-Außenamtssprecherin Jen Psaki am Dienstag erklärt, als die Aufnahme noch überprüft wurde. "Unser Mitgefühl gilt Sotloffs Familie." Der britische Premierminister David Cameron erklärte, die Aufnahmen würden eine "absolut ekelhafte, verachtenswerte Tat" zeigen. Er berief am Mittwoch eine Krisensitzung seines Sicherheitskabinetts ein, da auch ein Brite von der IS als Geisel festgehalten wird.

Steven Sotloff war auch israelischer Staatsbürger. Das teilte das israelische Außenministerium am Mittwoch in Jerusalem mit. Vor seiner Verschleppung in Syrien vor einem Jahr hatte er auch für die israelische Zeitschrift "The Jerusalem Report" gearbeitet, wie die "Jerusalem Post" auf ihrer Webseite berichtete. Sotloff habe "für eine kürzere Zeit" in Israel gelebt.

"Kalifat"

Die IS-Kämpfer halten mehrere Provinzen im Nordirak und in Syrien in ihrer Gewalt und riefen dort ein "Kalifat" aus. Die radikalen Sunniten gehen mit großer Brutalität gegen Andersgläubige vor. Amnesty International warf der Extremistengruppe am Dienstag vor, mit Kriegsverbrechen wie Massenhinrichtungen und Verschleppungen ethnische Säuberungen zu betreiben.

Die US-Luftwaffe unterstützt seit Anfang August die kurdischen Peschmerga-Milizen und die irakischen Regierungstruppen im Kampf gegen die Dschihadisten. Mehrere Länder greifen den Peschmerga mit Waffenlieferungen unter die Arme. Österreich befürwortet Waffenlieferungen, konzentriert sich aber auf humanitäre Hilfe.

Kerry und Hagel suchen Verbündete

Das Weiße Haus kündigte die Entsendung von Außenminister John Kerry und Verteidigungsminister Chuck Hagel in die Region an. Sie sollen dort bald eine "stärkere regionale Partnerschaft" gegen die IS bilden. Außerdem ordnete Obama demnach die Entsendung von 350 zusätzlichen Soldaten zum Schutz diplomatischer Einrichtungen und ihres Personals in der irakischen Hauptstadt Bagdad an.

Bereits vor Wochen hatte Obama angesichts des IS-Vormarschs mehrere hundert Soldaten in den Irak geschickt. Die US-Regierung betont, es kämen keine Kampftruppen in den Irak. Innenpolitisch steht Obama unter Druck: Die Republikaner im Kongress verlangten von ihm in einer Reaktion am Dienstag eine klare Strategie, wie mit der IS-Bedrohung umzugehen sei.

"Stiefel am Boden"

Australiens Premier Tony Abbott wollte am Mittwoch die Entsendung von Bodentruppen in den Irak nicht ausschließen. Auf die Frage, ob "Stiefel am Boden" notwendig seien, sagte er, die IS sei eine "Bedrohung nicht nur für die Menschen im Nahen Osten, sondern für die ganze Welt". In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters sagte er: "Ich denke, eine militärische Lösung wird entwickelt, muss entwickelt werden. Ich sehe keinen Weg, mit diesen Leuten zu verhandeln." Die US-Nachrichtenseite "Daily Beast" berichtete zuvor, im Irak seien im Kampf gegen die IS in der Nähe des strategisch wichtigen Ortes Zumar offenbar amerikanische und deutsche Spezialeinheiten im Einsatz. Das Pentagon bestritt den Bericht jedoch umgehend. (APA, 3.9.2014)