Foto Matthias Cremer

Pro
Von Margarete Affenzeller

Klar tut es weh, wenn einem am Ende die Hälfte der Mittelmeeryacht nicht gehört. Dann heißt es wieder Cluburlaub mit Animierskipper. Aber das ist dann wenigstens ein ehrliches Geschäft. Man sollte die Ehe nicht als Zugewinngemeinschaft missbrauchen, nur weil man glaubt, die Mühen der Jahre würden einen irgendwann dazu berechtigen, 50 Prozent des Partnerbesitzes einzuheimsen. Wozu plagt man sich als Hitparadenkomponistin, wenn dann eh jede zweite Zeile dem Guy Ritchie gehört?

Außerdem: Was soll an einer vertraglich gesicherten Gütertrennung verkehrt sein, zumal sie doch nur festschreibt, dass zwei Leute sich reinen Herzens zusammentun. Also nur um ihrer selbst willen einen Schwur leisten und nicht, weil man dann in einem Upper-East-Side-Penthouse rein- und rausspazieren kann. Das einzig Ungute, was ein solcher Vertrag nach sich zieht, ist, dass Ehen ploppschnell beendet werden (können): keine Scheu vor Scheidungen. Aber in dieser Hinsicht ist sowieso Hopfen und Malz verloren.

Kontra
Von Eric Frey

Nein, wir haben keinen Ehevertrag geschlossen, damals vor genau 22 Jahren. Und das schafft bis heute im Alltag Probleme. Wer bekommt den großen, weichen Polster, wer darf sich in die Decke einwickeln, wenn es in einem Hotel einmal nur eine gibt? Ist das Fenster in der Nacht offen oder zu? Wer räumt den Geschirrspüler ein, und wer räumt ihn wieder aus? Schlafen wir im Urlaub aus, oder stehen wir früh auf, um ganz viel zu erleben?

Später hätten wir erneut zum Notar gehen sollen, etwa zu klären, wer wann den Computer verwenden darf, oder um jenes Handyverbot bei Tisch festzuschreiben, an das wir uns ohne Vertrag nicht halten. So vieles blieb ungeklärt - ein eheliches Schlachtfeld, ein rechtlicher Albtraum. Aber eine Scheidung kommt auch nicht infrage, denn wir wissen längst nicht mehr, wem die Bücher und Schallplatten von damals gehören.

Also bleiben wir verliebt zusammen - Tag für Tag, Nacht für Nacht, Jahr für Jahr. Der Geschirrspüler bleibt manchmal unausgeräumt. Aber den großen Polster, den hat sie. (Rondo, DER STANDARD, 5.9.2014)