Shakespeares "Was ihr wollt" im Muth.

Wien - Ihre eigene Ansteckung liegt lang zurück: Als Putzfrau verkleidet verschaffte sich Silvia Rotter 1974 Zugang in die Felsenreitschule, wo Giorgio Strehler "Das Spiel der Mächtigen" probte. Seit nunmehr zwanzig Jahren infiziert sie mit ihrem Wiener Kindertheater ihrerseits Kinder mit dem Theaterbazillus, entfacht deren Spiel- und Sprachleidenschaft - auch wenn die öffentlichen Gelder dürftiger sprudeln als je zuvor.

Investitionen in unsere Kinder sind Investitionen in unsere Zukunft - klingt schön in Sonntagsreden, ist aber offenbar kein Imperativ für politisches Handeln, Pisa-Studien und Leseschwächen hin oder her. Kinder und Klassik scheinen einigen Beiräten in den zuständigen Ministerien schier unüberbrückbare Gegensätze zu sein. Aber die kindliche Komödiantentruppe hat Spaß an Verkleidungs- und Verwirrungskomödien, an Nestroy und Molière, an Goldoni und Shakespeare. Spielerisch lernen Kinder und Jugendliche, stressige Situationen zu bewältigen, Auftrittsängste zu überwinden. Experimentell? Avantgarde? Talenteschmiede für den Theaternachwuchs? Nein, "aber Theaterspielen fördert die Kreativität; Kinder bekommen ein Gefühl für die Schönheit der Sprache und lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen." Nicht Österreichs, sondern Rumäniens Kultur- und Schulpolitiker finanzieren deshalb eine landesweite Bildungsinitiative in Zusammenarbeit mit Silvia Rotter.

In Wien spielen die Theaternachwüchse nun Shakespeares "Was ihr wollt" in jedes Mal neuer, erfrischend wechselhafter Besetzung, toll die einen, tollpatschig die anderen, in Kostümen (Petra Eder), Kulissen und Requisiten (Eva Redtenbacher-Kohout),die so manchem Boulevardtheater zur Ehre gereichten. Da die Pühringer Privatstiftung einer der Hauptsponsoren ist, ist das Muth, der Konzertkristall der Wiener Sängerknaben im Augarten, neue Gastspielstätte. Die große Bühne ist, vor allem für die Minis unter den jungen Darstellerinnen und Darstellern, mitunter wahrlich eine stimmliche Herausforderung und ein akustischer Höllenritt. Doch die Kinder beweisen frohen Mut - im Muth. (asch, DER STANDARD, 3.9.2014)