Die Linuxwelt ist von einer hohen Vielfalt gekennzeichnet, die nicht ausschließlich Vorteile bringt.

Grafik: Linux

Seit Jahrzehnten bedienen sich Linux-Distributionen weitgehend des selben Aufbaus. Mithilfe von Paketsystemen wie RPM oder dpkg werden die Upstream veröffentlichten Programme von der Distribution selbst zusammengefasst und an die Nutzer weitergereicht. Und doch gebe es gute Gründe mit diesem Ansatz zu brechen, so Systemd-Entwickler Lennart Poettering in einem aktuellen Blog-Eintrag.

Nachteile

Im bisherigen Modell seien die Softwareanbieter vollständig von der Distribution abhängig, und müssten sich darauf verlassen, dass diese zeitgerecht Updates ausliefern. Durch das breite Angebot von Distributionen mit jeweils unterschiedlichen Zusammensetzungen sei es zudem kaum möglich die eigene Software zuverlässig auf Fehler zu testen. Ein Punkt, den in der Vergangenheit übrigens Dritthersteller, die ihre Software auch für Linux anbieten wollten, immer wieder kritisiert hatten.

Neu erfinden

Entsprechend schlägt Poettering vor, die Linux-Distribution neu zu erfinden, und sich dabei aktuelle Entwicklungen zunutze zu machen. Durch die Kombination von btrfs, Systemd und der Verwendung von Kernel Namespaces wäre es nicht nur möglich mehrere Versionen von Anwendungen und Bibliotheken nebeneinander zu installieren, sondern auch dasselbe Paket auf unterschiedlichen Distributionen zu nutzen. Dies würde es auch endlich ermöglichen ein distributionsübergreifendes Software Center aufzubauen.

Dateisystem

In diesem Konzept würde btrfs eine wichtige Rolle zukommen. Macht es doch das Next-Generation-Dateisystem möglich, mehrere Versionen einer Datei zu speichern, ohne dass dabei der vollständige Inhalt dupliziert werden muss. Dank Copy-On-Write werden nur die Binäränderungen erfasst und der Gesamtplatzverbrauch so signifikant reduziert. Für die Kompatibilität mit Systemen ohne btrfs will man aber auch ein Konzept entwickeln, dass ohne das neue Dateisystem auskommt.

System

Um dieses Potential auch wirklich nutzen zu können, soll das Bootsystem Systemd weiter angepasst werden, um flexibel zwischen verschiedenen Zuständen wechseln zu können. Welche Version angefragt wird, soll wiederum mithilfe der Kernel Namespaces festgelegt werden, die jeder Variante einen eindeutigen Namen zuordnen. Zusätzlich sollen sämtliche Softwarebestandteile digital signiert werden, und so von der Firmware abwärts eine vertrauenswürdige und sichere Kette bilden. Updates sollen automatisch eingespielt werden, wobei immer alte Versionen gebuffert werden, um bei Problemen schnell wieder auf den vorherigen Zustand zurückkehren zu können.

Kooperation

Poettering hofft mit dem Blogeintrag nicht zuletzt interessierte Mitstreiter zu finden. Im Rahmen von Systemd hat man bereits mit den “Stateless Systems” einige Vorarbeit geleistet, auch bei anderen Projekten sei bereits vieles vorhanden, worauf man aufbauen könne. Nun gelte es all dies zusammenzuführen. Weitere Details zu den Plänen will der Linux-Entwickler im Rahmen der LinuxCon Europe im Oktober präsentieren. (apo, derStandard.at, 2.9.2014)