Bild nicht mehr verfügbar.

Hans Jörg Schelling, neuer Finanzminister, und Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser.

Reuters/bader

Keine neun Monate ist diese rot-schwarze Koalition im Amt - und schon hat das Staatsoberhaupt am Montagmorgen wieder viel zu tun. Nach dem Tod von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) und dem Abgang von Michael Spindelegger (ÖVP), Parteichef, Vizekanzler, Finanzminister in einem, stehen im prunkvollen Maria-Theresien-Saal in der Hofburg sechs Personen an, um angelobt zu werden. Beim Gruppenfoto mit Kanzler Werner Faymann (SPÖ) eilt Heinz Fischer, von eher zarter Statur, flink in die Mitte - und scherzt, dass die Regierung ganz schön "gewachsen" sei. Ein Blick genügt, um zu wissen, dass der Bundespräsident damit keineswegs die Anzahl der Köpfe meint. Vielmehr überragen der frischgebackene Finanzminister Hans Jörg Schelling und Harald Mahrer, ab sofort Staatssekretär im Wirtschafts- und Wissenschaftsressort, den Rest der anwesenden Regierungshälfte - gemeinsam mit Alois Stöger (SPÖ), der vom Gesundheits- ins Infrastrukturministerium wechselt und dem Sabine Oberhauser (SPÖ) in sein bisheriges Ressort nachfolgt.

Vergnügt statt hochkonzentriert

Was bei dem aufwändigen Staatsakt noch ins Auge sticht: Reinhold Mitterlehner, seit dem Jahreswechsel Wirtschafts- sowie Wissenschaftsminister, seit einer Woche ÖVP-Obmann, seit Montag Vizekanzler, stellt statt ernster, hochkonzentrierter Miene ein vergnügtes Grinsen zur Schau. Gleich neben ihm, etwas weniger entspannt, tupft sich der nunmehrige Wächter über die Staatsfinanzen mit einem Taschentuch die Schweißperlen von Stirn und Schläfen ab. Kein Wunder, denn Schelling, gerade noch an der Spitze des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger und Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbanken AG, muss nun das Budget und die Problembanken unter Kontrolle halten und bald auch eine herzeigbare Steuerreform vorlegen. Als Einziger des dunkel gekleideten halben Dutzends ergänzt er die Gelöbnisformel für seine Aufgabe mit einem "So wahr mir Gott helfe!".

Mehr Aufgaben statt alte Rempeleien

Sichtlich erleichtert nimmt dafür Sonja Steßl, bisher Staatssekretärin im Finanzministerium und rote Aufpasserin im schwarzen Ressort, ihr Amt im Kanzleramt an - zu den Steuern, Finanzen, Budget sind für sie zwar noch das Verwaltungsmanagement und der öffentliche Dienst dazugekommen. Mit der Rochade will Regierungschef Faymann aber sicherstellen, dass er selbst die anstehende Steuerreform im Auge behält - und dazu darf ihn Steßl weiterhin im Parlament vertreten.

Nachdem der Bundespräsident, der auf weniger "Rempeleien" in der künftigen Regierung hofft, allen "alles, alles Gute und den besten Erfolg" gewünscht hat, eilt Schelling in sein Ministerium. Dort warten schon Spindelegger und dessen Vertrauter Jochen Danninger, bisher Finanzstaatssekretär, jetzt Geschichte. Spindeleggers Antrittsgeschenk für den Nachfolger: schwarze Boxhandschuhe - "die wirst du brauchen". Schellings Replik: "Nicht, dass ich ohne Boxhandschuhe nicht auch angriffslustig bin, aber mit schaut's besser aus."

Am Nachmittag wird bekannt, dass für die ÖVP anstelle von Danninger Innenministerin Johanna Mikl-Leitner die Koalitionskoordination übernimmt. Mit Faymanns rechter Hand, Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ), ist sie für die Regierungssitzungen zuständig. Ihr Plus: Die Niederösterreicherin gilt als beste Kennerin von Erwin Pröll, dem mächtigen Landeshauptmann - als ÖVP-Obmann-Macher mittlerweile außer Dienst. (Nina Weißensteiner, Elisabeth Kleinlercher, DER STANDARD, 2.9.2014)