Madrid/London - Die Eltern eines tumorkranken Buben, die ihr Kind aus einem britischen Krankenhaus entführt hatten und mit ihm nach Spanien gereist waren, bleiben vorerst in Haft. Der zuständige Richter ordnete nach Justizangaben am Montag in Madrid eine Verlängerung der Haft um 72 Stunden an. Zugleich forderte er ein medizinisches Gutachten über den Zustand des kleinen Ashya.

Vor seiner Entscheidung befragte der Richter die Eltern des Buben. Sie begründen ihre Flucht nach Spanien damit, dass sie die medizinische Behandlung ihres Sohnes in Großbritannien als unzureichend empfanden. Die Familie wolle Ashya im Ausland eine Behandlung zukommen lassen, die das britische Gesundheitssystem nicht biete, erklärte der Vater in einem auf der Internet-Plattform YouTube verbreiteten Video. Zugleich versicherte die Familie, dass sie alle notwendigen Medikamente und Geräte zur Versorgung von Ashya gekauft habe und auch bedienen könne.

Bub kam unter Polizeischutz ins Spital

Die Eltern hatten ihren Sohn Mitte vergangener Woche aus einem Krankenhaus in Southampton geholt und hatten ohne Zustimmung der Ärzte mit ihm und seinen sechs Geschwistern Großbritannien verlassen. Am Wochenende wurde die Familie in Südspanien entdeckt. Die Eltern wurden auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls festgenommen, der kranke Bub kam unter Polizeischutz in ein Krankenhaus.

Der unter einem Hirntumor leidende Bub ist auf einen Rollstuhl angewiesen, kann nicht sprechen und wird künstlich ernährt. Das batteriegetriebene System für die künstliche Ernährung kann nach Klinikangaben nur von geschultem Personal bedient werden. Es wurde deshalb befürchtet, dass das Kind ohne angemessene ärztliche Betreuung stirbt. Er war erst sieben Tage vor seiner Entführung erneut operiert worden. (APA, 1.9.2014)