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Casinos Austria-Chef Leo Wallner: "Ein IPO wird in 3 bis 5 Jahren ein Thema"

Foto: AP/RICK RYCROFT
Wien - In den USA und in Teilen Westeuropas hat eine Fusions- und Übernahmewelle unter Glücksspielkonzernen eingesetzt. Die Casinos Austria, deren Auslandstochter Casinos Austria International (CAI) 2005 bereits gut eine Milliarde Euro umsetzen wird, will in der Konsolidierung dieser Branche eine aktive Rolle spielen. Um genug Geld dafür aufzustellen, wälzt Casino-Generaldirektor Leo Wallner drei Optionen: Fremdfinanzierung, Hereinnahme eines großen strategischen Kooperationspartners für die International-Holding, allenfalls über Aktientausch, oder Börsegang der Auslandstochter.

IPO mittelfristig denkbar

Mittelfristig, also in 3 bis 5 Jahren, bestätigte Wallner am Mittwoch auf Anfrage, wäre für ihn ein Börsegang oder eine strategische Partnerschaft für die Auslandstochter denkbar. Oder auch wenn "etwas Besonderes, Großes" ansteht. Das könnte die angestrebte Riesen-Expansion in Fernost (vor allem Japan) sein. Kapitalmarktfähig wäre man jedenfalls heute schon: "Wir wären schon börsefit", sagt Wallner für die International Holding.

Stärker denn je ist man heute als "Akquisiteur" unterwegs. Aktuell werden Zukäufe von Glücksspieltempeln noch mit Fremdkapital finanziert, jetzt im April mit einer siebenjährigen 150-Millionen-Anleihe (Kupon 4 1/8 Prozent), die vom 6. bis 8.4. zur Zeichnung aufliegt. Es ist die erste Unternehmensanleihe in der Firmengeschichte, mit der die CAI in günstigem Umfeld den Kapitalmarkt anzapft. "Derzeit" ist eine Aktienemission damit noch kein Thema.

Wallner: "Werden Markt bei Konsolidierung bestimmen

Dass die Casinos Austria, die in Europa schon jetzt zu den führenden Glücksspielkonzernen zählt, im internationalen Konsolidierungsreigen selber zum Zielobjekt werden könnte, fürchtet der Vorstand nicht. Das liege nicht nur an der Eigentümerstruktur (der Mutterkonzern gehört Banken und Versicherungen, z.B. Raiffeisen, und der OeNB-Tochter Münze), sondern das werde auch mit zunehmender Größe unwahrscheinlicher: "Dem entwachsen wir. Wir sind nicht mehr die AUA, sondern die Lufthansa", so Wallner zur Positionierung innerhalb seiner Branche. "Wir werden den Markt bestimmen in der Konsolidierung."

180 Millionen-Anleihe

Mit dem jetzigen Anleiheverkauf (Lead Management: RZB) werden zum Teil Bankschulden getilgt, die nach der 2004 besiegelten und im Jänner 2005 über die Bühne gebrachten größten Akquisition in der Firmengeschichte (Niedersachsen) anfielen. Die Eigenkapitalquote (Ende 2004: 52 Prozent) werde nach der Anleiheemission bei etwas über 30 Prozent liegen. Bei dieser siebenjährigen Anleihe handelt es sich um die erste Unternehmensanleihe der Casinos Austria. Sie ist mit einem Kupon von 4 1/8 Prozent ausgestattet und kann vom 6. bis 8. April gezeichnet werden.

25 Millionen Euro in der Kassa

Die Übernahme der zuvor staatlichen Spielbanken Niedersachsen GmbH (Bruttoumsatz 2004: 108 Mio. Euro, 500 Mitarbeiter) kostete 90,6 Mio. Euro. Rund 20 Mio. Euro schießt die CAI den Spielbanken Niedersachsen (SNG) zudem an Kapital zu, damit dort das Internetgeschäft aufgezogen und die 10 Standorte ausgebaut werden. 15 Mio. Euro des Anleiheerlöses fließen in die Errichtung des ersten Casinos in Brüssel. Es wird um den Jahreswechsel aufmachen und pro Jahr rund 40 bis 50 Mio. Euro umsetzen. "25 Millionen Euro bleiben in der Kriegskasse, für künftige Projekte", sagte Finanzvorstand Josef Leutgeb bei einer Pressekonferenz in Wien.

Im Oktober 2004 hat die Casinos Austria-Gruppe den Rückkauf der ausstehenden Stammaktien ihrer bis dahin an der Börse von Sydney notierten Casinos Austria International Ltd. abgeschlossen. Das hat nach Firmenenangaben rund 40 Mio. Euro gekostet.

Weitere Expansionen geplant

Die Expansion soll auch in Deutschland weiter gehen. International-Vorstand Paul Herzfeld und Wallner sehen sich jetzt nach Niedersachsen weitere Casino-Privatisierungen in deutschen Bundesländern an. "Es könnte sein, dass die öffentliche Hand in Deutschland sich von weiteren Beteiligungen trennt. Vielleicht kommen andere auch auf den Geschmack."

Auch in Albanien (Tirana) will man so bald wie möglich starten. Wieder aufmachen will man in Jericho, das dortige Casino war seit vier Jahren geschlossen. Künftig werde man stärker als bisher als "Akquisiteur" auftreten, kündigte Herzfeld an. Weil in den fortgeschrittenen Märkten mit ausreichender Rechtssicherheit die Konzessionen verteilt sind, werde via Konsolidierung "noch Bewegung in den Markt kommen". Und diese will man nicht passiv verfolgen.

Die Casinos Austria sehen sich heute schon als "Global Player". Die Auslandstochter Casinos Austria International Holding GmbH betreibt zur Zeit 64 Casinos in 16 Ländern, 13 davon auf Luxusschiffen. Die Betriebe der CAI haben 7.400 Mitarbeiter, der Umsatz stieg 2004 auf 704 Mio. Euro (plus 15 Prozent). Heuer soll im International-Geschäft eine Miliarde umgesetzt werden. Geht die Expansion in dem Tempo weiter, ist in ein paar Jahren eine Umsatzverdoppelung drin.

In Österreich betreibt die Konzern-Mutter 12 Casinos. Im reinen Casinobetrieb wurde im In- und Ausland 2004 rund 1 Mrd. Euro umgesetzt. Mit allen anderen Glücksspielsparten und Beteiligungen waren es insgesamt rund 2,6 Mrd. Euro. (APA)