Man nehme ein Supersport-Motorrad, räume ihm die Verkleidung und ein paar PS herunter und stellt sie in den Verkauf. So, oder so ähnlich könnte sich das Rezept für Streetfighter lesen. Zumindest brauen sich die meisten Hersteller ihre Nakeds auf diese Art.

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Der Supersportler-Markt schwächelt vor sich hin, die Nakeds laufen noch ganz gut. Ein Grund dafür mag sein, dass die Supersportler halt nicht sehr bequem sind, von unten heraus eher mau gehen, und ab 7.000 Umdrehungen förmlich explodieren. Für die Tour Stammwirtnen und retour mag der geneigte Familienvater und Bürohengst, der Anzug gegen Leder tauscht, halt die Last nicht auf sich nehmen, so einen Supersportler zu derbändigen.

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Also nehmen BMW und Kawasaki etwa, ihren Supersportmotor und zähmen ihn. Die Drehmomentkurve wird schöner, die Leistungskurve flacher. Ganz falsch, findet Erik Buell, sei diese Entwicklung. Das sei nicht Idee gewesen, die er hatte, als er mit der S1 Lightning das Segment der Streetfighter auf die Straße brachte. Darum meint er, sei es gerechtfertigt wenn seine neue EBR 1190SX stattdessen „Superfighter“ heiße. Denn er reißt seiner 1190RX nur die Verkleidung runter, setzt den Lenker etwas höher, lässt den Motor aber wie er ist.

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185 PS leistet der 72-Grad-V2-Motor und hat ein Drehmoment von 137,8 Newtonmeter. Mit 188 Kilogramm ist die SX um zwei Kilogramm leichter als die Supersport-RX. Beide Motorräder haben mit den Pirelli Diablo Rosso Corsa (120/70 vorne und 190/55 hinten) die gleichen Reifen, den gleichen Nachlauf, die gleichen Bremsen.

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Die typische Buell-Scheibe, übrigens am Vorderrad: Die Perimeterbremse arbeitet mit einer Acht-Kolben-Zange, die von innen nach außen montiert ist. Wir erinnern uns an die große Scheibe, die an der Felge angebracht ist. Im Gegensatz zum Namen Buell hat diese ja die turbulenten, letzten Jahre überlebt.

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2009 löst Harley-Davidson ihre Tochter Buell auf. Erik Buell denkt aber nicht daran aufzugeben, sondern startet unter dem Namen EBR – das Kürzel steht für Erik Buell Racing – gleich wieder durch. In einem ersten Anlauf konzentriert sich der ehemalige Rennfahrer auf Racing-Bikes. Als im vergangenen Jahr Hero mit fast 50 Prozent bei EBR einsteigt, bringen sie kolportierte 25 Millionen Dollar mit ins Unternehmen.

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Dieser Superfighter kommt jetzt auch nach Europa, selbst wenn es laut Homepage noch keinen Händler in Österreich gibt. "Wir erwarten für Europa eine hohe Nachfrage nach der 1190SX, nicht nur wegen ihrer eindrucksvollen Leistung und dem interessanten Preis, sondern auch deshalb, weil sie direkt den traditionellen, treuen Buell-Kunden anspricht. Darüber hinaus ist in Europa das Streetfighter-Segment deutlich beliebter als Supersport, und das gibt uns gute Absatzmöglichkeiten", sagt Edwin Belonje, der Generaldirektor von EBR Europe in einer Presseaussendung. Der interessante Preis, von dem er spricht, beläuft sich in Deutschland auf 13.498 Euro. In Österreich dürfte das dann wie üblich ein Altzerl mehr sein.

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Der direkteste Konkurrent, die KTM Super Duke R – 180 PS aus einem 1301 Kubikzentimeter großen V2 – kostet in Österreich mit ABS 18.403 Euro. In Deutschland 15.495 Euro. Aber es gibt in der Liga ja auch noch andere Motorräder. Die Kawasaki Z 1000 etwa, die um 12.800 Euro deutlich billiger ist. Oder die BMW Z1000R, die mit ABS 14.799 Euro kostet. Die haben allerdings im Vergleich zur SX den eingangs erwähnten Nachteil: mit 160 und 142 PS deutlich weniger Leistung. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 1.9.2014)

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Erik Buell Racing

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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