Berlin - Die EU bereitet sich nach Angaben von Energiekommissar Günther Oettinger auf eine mögliche Eskalation des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine vor. Dazu würden in Brüssel Worst-Case-Szenarien erarbeitet. "Die Lage ist ernst", sagte der deutsche Politiker am Donnerstag bei einer Balkan-Konferenz in Berlin.

Er erwarte zwar nicht, dass Russland oder das Transitland Ukraine den Gashahn zudrehten, "aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht gleich null". Russland könne zu Recht erwarten, dass Kiew seine Gasrechnungen bezahle. Umgekehrt hätten die Ukraine und alle anderen Länder den Anspruch, dass sich faire Gaspreise am Markt bildeten und nicht in Hinterzimmern der Politik.

Oettinger warnte zugleich davor, die westlichen Sanktionen gegen Russland im Energiebereich auszuweiten. Gerade der Gasmarkt sei dafür kein geeigneter Sektor. Russland, die Ukraine, die EU und der Westbalkan würden alle Verlierer sein.

Der russische Gasmonopolist Gazprom, der in Südosteuropa die ganze Wertschöpfungskette beherrschen wolle, habe zu viel Macht und zeige zu wenig Einsicht, kritisierte Oettinger: "Sie verstehen die Regeln sehr gut, aber sie akzeptieren sie nicht." Zugleich hält der deutsche Politiker, der in der neuen EU-Kommission als Handelskommissar im Gespräch ist, es aber für falsch, Gazprom-Manager auf die EU-Sanktionsliste zu setzen. Der Dialog mit Moskau sei wichtig. (APA, 28.8.2014)