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Die Reparaturarbeiten im Volksbankensektor gehen weiter. Am stärksten blutet die ÖVAG in Rumänien, wo sie Gerichtsprozesse wegen Fremdwährungskrediten verhindern will.

Foto: apa/Hans Klaus Techt

Wien - Kein Tag ohne schlechte Nachrichten aus Österreichs Kreditinstituten. Nach der Hypo Alpe Adria hat am Donnerstag die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) ihre Halbjahreszahlen veröffentlicht: 203 Millionen Euro Verlust. Das teilverstaatlichte Spitzeninstitut des Sektors blutet vor allem in Rumänien. Die Bank in Bukarest, an der die ÖVAG 51 Prozent hält, wird für ihren Verkauf (spätestens Ende 2015) hergerichtet, was die ÖVAG bis Ende Juni 128 Mio. Euro gekostet hat.

Wie DER STANDARD erfahren hat, wird ein Teil davon für einen geplanten Vergleich rund um Schweizer-Franken-Kredite zur Seite gelegt. Damit will man gerichtlichen Schritten des rumänischen Staats gegen die Bank vorbauen, den Kunden entgegenkommen - und ein Verkaufshindernis wegräumen. Insgesamt hat die ÖVAG ihr Bukarester Sorgenkind per Ende Juni mit 600 Mio. Euro refinanziert. Eine Abwertung dieses Engagements sei nicht ausgeschlossen, heißt es dazu im jüngsten Finanzbericht.

Unterdeckung für 2017 erwartet

Was das Kapital betrifft, wiederholen die Banker unter Stephan Koren ihre Aussagen der vergangenen Zeit. Aktuell erfülle die Bank die Eigenkapitalerfordernisse (die Aufsichtsbehörden haben ihr 13,6 Prozent vorgeschrieben). Für 2017 wird eine Unterdeckung erwartet. Insgesamt hat die ÖVAG bereits 1,35 Mrd. Euro vom Staat bekommen (inklusive Garantien).

Seit der Teilverstaatlichung fährt die Bank auf Schrumpfkurs, und das soll auch so bleiben. Der ÖVAG-Vorstand ("Die ÖVAG ist de facto eine Abbaubank", schreiben sie im Halbjahresbericht) plant zudem einen radikalen Umbau des Sektors: Die 55 "kleinen" Volksbanken (halten 52 Prozent der ÖVAG; der Staat hält 43,3 Prozent) sollen zu neun Bundesländer-Volksbanken verschmolzen werden. Für solche größeren Volksbanken gäbe es durchaus auch Kaufinteressenten, sagen Banker. Die Crux daran: Viele der Primärbanken, die nach dem Fast-Absturz des Sektors und dem Einspringen und den Geldspritzen des Staates 2012 in einen strengen Haftungsverbund unter der ÖVAG gesteckt wurden, wollen all das nicht mittragen.

Möglicherweise wird ihnen der Ernst der Lage aber noch im September bewusst. Zwar sind die Ergebnisse des Vermögenschecks der Banken (AQR) noch nicht bekannt, die Aufsicht geht aber davon aus, dass die ÖVAG beim EU-Bankenstresstest durchfällt. Die Bankenaufseher der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) haben ihre ersten Berechnungen, in denen sie das Kapitalloch der ÖVAG mit 500 Millionen bis eine Milliarde Euro beziffert haben, nun eingegrenzt.

Kapitalloch vorweg schließen

Wie DER STANDARD erfahren hat, fehlen der Bank demnach 600 bis 800 Millionen Euro an Eigenkapital. OeNB und ÖVAG geben dazu keinen Kommentar ab. Zu hören ist aber, dass die Aufseher Druck machen, auf dass das Thema ÖVAG-Kapitalspritze noch im September geregelt wird. So will man verhindern, dass es beim EZB-Bankenstresstest einen österreichischen Sitzenbleiber gibt, und die Sache vorweg halbwegs elegant regeln.

Einschießen müssten das Geld die Eigentümer, infrage kommen also Volksbanken, Bund, deutsche DZ-Bank (3,8 Prozent) und RZB (0,9 Prozent). Ex-Finanzminister Michael Spindelegger hat stets betont, der Staat werde nichts mehr für die ÖVAG springenlassen. In dieselbe Kerbe schlägt der Chef der Finanzmarktaufsicht FMA, Helmut Ettl. Sollte die ÖVAG noch vor den ab 2015 geltenden Bail-in-Regeln Kapital brauchen, werde schon jetzt die Praxis der EU-Wettbewerbshüter schlagend, dass die privaten Anteilseigner einen Beitrag leisten müssen. Staatshilfe sei nicht ohne weiteres möglich, so Ettl in Alpbach.

Wie und ob die Volksbanken, die die ÖVAG 2012 nicht retten konnten, das nötige Kleingeld aufstellen, das steht in den Sternen. (Renate Graber, DER STANDARD, 29.8.2014)