André Dussolier (li.) und Niels Arestrup als Konsul und General in Schlöndorffs "Diplomatie".

Foto: Thimfilm

Während draußen Artilleriefeuer zu hören ist, tobt drinnen der Krieg der Worte. Im Pariser Hotel Meurice, wo der deutsche General von Choltitz Quartier bezogen hat, entscheidet sich das Schicksal der Stadt. Es ist die Nacht auf den 25. August 1944, Hitlers Befehl zur vollständigen Zerstörung von Paris ist ausgegeben, und die Zeit drängt für den schwedischen Konsul Nordling.

Als "Sternstunde der Menschheit" hätte Stefan Zweig diese Nacht bezeichnet, in der es um nichts weniger geht als um die Entscheidung zwischen Zivilisation und Barbarei.

Der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff, dem französischen Kino und Paris seit Jahrzehnten eng verbunden, ist bei der Verfilmung des Theaterstücks von Cyril Gély kein Risiko eingegangen: André Dussolier und Niels Arestrup haben ihre Bühnenrollen als Diplomat und als Soldat fürs Kino übernommen, und Schlöndorff verlässt sich völlig auf die Präsenz der beiden Grandseigneurs.

Nicht zuletzt deshalb wirkt Diplomatie, von wenigen Kamerakunststücken abgesehen, wie vorschriftsmäßig abgefilmtes Theater, was auch deshalb irritiert, weil bekannt ist, wer das diplomatische Parkett als Sieger verlassen durfte. (pek, DER STANDARD, 28.8.2014)