Die Bevölkerung wächst in Wien - nur nicht in Hietzing und der Inneren Stadt.

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Wien - Der Schlosspark Schönbrunn und Teile des Wienerwaldes liegen in Hietzing. Der 13. Gemeindebezirk hat den größten Grünflächenanteil Wiens, die Einwohnerzahl liegt aktuell bei rund 51.000 Menschen. Doch nicht nur die Grünflächen sind ein Merkmal Hietzings, im Gegensatz zu den meisten anderen Bezirken in Wien wird im 13. Bezirk in den kommenden Jahren die Bevölkerungszahl nicht ansteigen. Das ist ungewöhnlich und betrifft sonst nur die Innere Stadt. Denn Wien wird bis 2034 ein Bevölkerungsplus von 15 Prozent vorhergesagt.

Alter Bezirk

Eine Erklärung könnte im Alter der Bewohner liegen. Der Anteil der Über-65-Jährigen liegt in Hietzing mit 30 Prozent schon seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau, das auch in Zukunft bestehen bleiben wird. In Bezirken wie Rudolfsheim-Fünfhaus oder Neubau ist er mit 18 bzw. 19 Prozent vergleichsweise gering.

Vor allem der westliche Stadtrand und einzelne Bezirksteile im Süden werden von überdurchschnittlichen Alterungsprozessen betroffen sein. Donaustadt, Brigittenau oder Favoriten hingegen wachsen um bis zu 34 Prozent.

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Am Mittwoch präsentierte Finanzstadträtin Renate Brauner (SP) eine neue Bevölkerungsprognose. Erstmals steht fest, dass Wien die Zwei-Millionen-Einwohner-Grenze bereits 2029 erreichen wird (DER STANDARD berichtete). Gleichzeitig liegen auch Daten für die Entwicklung der einzelnen Bezirke sowie der 250 Zählbezirke vor. "Politik, die gestaltet, braucht entsprechende Grundlagen", erklärte Brauner, warum sie die Prognose in Auftrag gegeben hat.

Wie sich die einzelnen Bezirke entwickeln, hängt nicht nur vom Alter ab. Der große Zuzug in der Donaustadt lässt sich beispielsweise durch die Wohnbauprojekte erklären, von denen viele Familien angezogen werden. Ein Beispiel ist die Seestadt Aspern.

Bezirke wie Neubau, Josefstadt oder Alsergrund wiederum können vor allem bei Menschen im erwerbsfähigen Alter punkten.

Milliarden-Investitionen

2029 also zwei Millionen Einwohner - und wie geht es danach weiter? Laut Berechnungen wird Wien 2034 rund 2,04 Millionen Einwohner, 2044 bereits 2,11 Millionen Einwohner haben, was einem Anstieg von fast einem Fünftel gegenüber heute gleichkommt. Brauner hält jedoch fest: "Je weiter der Prognosezeitraum weg ist, desto unsicherer werden auch die Daten."

Exemplarisch hat sich die Wiener Vizebürgermeisterin angesehen, wie viel Geld die Stadt in den kommenden Jahren in Infrastrukturprojekte investieren muss: Für Kinderbetreuung und Schulen fallen bis 2020 1,2 Milliarden Euro an. Drei Milliarden Euro fließen in die Gesundheitsinfrastruktur und rund 400 Millionen Euro sieht Brauner bis 2020 für Investitionen im Bereich Kultur und Wissenschaft vor.

Macht ohne Wohnbauinvestitionen oder Gelder für den Öffi-Ausbau schon eine Summe von 7,5 Milliarden Euro. Wenig verwunderlich also, dass Brauner ihre Kritik an den Maastricht- Kriterien und am Stabilitätspakt wiederholte. Letzterer sei ein "Hemmschuh", wie sie sagt.

Wien jüngstes Bundesland

Sie fordert die Aufhebung der Regelung, die es Wien verbietet, Fremdmittel für Investitionen aufzunehmen. Im Vergleich zu Restösterreich sei das unfair, denn Wien ist das einzige Bundesland, in dem der Bevölkerungsanteil im erwerbsfähigen - und damit steuerpflichtigen - Alter nicht sinken wird. (Rosa Winkler-Hermaden, DER STANDARD, 28.8.2014)