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Auf der Suche nach der Parklücke soll Technik helfen.

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Wien – "Ich fahre jetzt schon eine halbe Stunde im Kreis. Kann nicht endlich irgendwo ein Parkplatz sein?" – Noch immer kostet es Zeit und Nerven, ein Auto kostengünstig und im Einklang mit der Straßenverkehrsordnung in städtischem Gebiet abzustellen. Intensivere Parkraumbewirtschaftung, Citymaut und andere Maßnahmen sollen den motorisierten Individualverkehr in den Metropolen zurückzudrängen.

Die Ausdehnung des Parkpickerls in Wien auf den 17. Gemeindebezirk brachte auch Jürgen Ruprechter auf die Idee, etwas gegen die langwierige Parkplatzsuche zu tun. Denn er habe gesehen, wie sehr sich im angrenzenden 18. Bezirk, wo der Unternehmer sein Büro hat, der "Parkdruck" erhöht habe. Also gründete er mit Kollegen das Start-up "Find your Gap", das eine technologische Lösung für das Parkplatzproblem bieten soll.

Eine Lösung, die als eine von acht Projekten im Rahmen der Ausschreibung "Urban Solutions 2014" der Wirtschaftsagentur Wien gefördert wird. Bei dem Call gingen insgesamt 1,342 Millionen Euro an Unternehmen am Standort Wien, deren Entwicklungen "über den gegenwärtigen Stand der Technik hinausweisen".

"Find your Gap" möchte den Autofahrern in Echtzeit zeigen, wo gerade in der Nähe ein Parkplatz frei ist. Das sechsköpfige Team des Unternehmens arbeitet dafür an einem mobilen Sensor, der Parklücken automatisch erkennen kann.

Bisherige Informationssysteme in diesem Bereich arbeiten zumeist mit Sensoren, die im Asphalt eingelassen sind und von dort aus erkennen, ob der Parkplatz besetzt ist. Im angelsächsischen Raum, wo große Parkplätze in ausreichender Zahl verfügbar seien, sei dieses Konzept zielführend, sagt Ruprechter. Nicht so in Wien, wo "immer flexibel geparkt" werde. "Find your Gap" geht deshalb einen anderen Weg.

Ihre Sensorelemente sollen an Ampeln und Straßenbeleuchtungen montiert werden. Mithilfe mehrerer Sensoren werde von dort aus ein 3-D-Bild generiert, aus dem die Daten über die Parkplatzbelegung extrahiert werden können. Aus einer Höhe von sechs Metern kann eine Fläche von 60 mal 60 Metern abgetastet werden, sagt Ruprechter. "Je höher man den Sensor hängt, desto größer wird die kontrollierte Fläche."

Keine fixe Montage

Das selbstkalibrierende Gerät benötigt keine fixe Montage und kann sich durchaus im Wind bewegen, erklärt der Gründer. Der vorhandene Prototyp soll noch verkleinert, der Stromverbrauch noch gesenkt werden. Mithilfe von Solarzellen sollen die Elemente zudem energieautark werden. Ziel ist, dass die Sensoren die Daten über die aktuelle Parkplatzsituation per Mobilfunkanbindung zweimal pro Minute an eine zentrale Datenbank schicken, von der aus ein Webinterface, Apps und in weiterer Folge auch Navigationsgeräte in Autos mit den Informationen bedient werden sollen. "Um die wesentlichen Bereiche Wiens abzudecken, bräuchte man einige Tausend Sensoren", erklärt Ruprechter. "Interessant ist ihr Einsatz aber nur dort, wo hoher Parkdruck besteht." Wenn ohnehin viel frei ist, sei auch kein Sensor notwendig.

Das System soll auch helfen, Fahrzeiten und -strecken genauer abschätzbar zu machen, als es Navigationsgeräte bisher leisten können. "Man sieht nicht, wie weit man von der Zieladresse entfernt parken muss. Das Auto zu benutzen erscheint oft attraktiver, als es eigentlich ist." Im Wissen, wie wenig Parkplätze an ihrem Zielort vorhanden sind, steuern Autofahrer vielleicht doch lieber gleich Park-and-ride-Anlagen an. Die Daten können zudem auch in Navigationstools einfließen, die verkehrsmittelübergreifend funktionieren.

Und schließlich werde auch der Stadtverwaltung selbst ein Werkzeug an die Hand gegeben, um den Erfolg verkehrspolitischer Maßnahmen unmittelbar abzulesen. Anstelle indirekter Zählungen und Hochrechnungen in puncto Parkplatzsituation könne hier einfach die Parkplatzdatenbank zu Hilfe genommen werden. Ruprechter und sein Team wollen erste Prototypen noch heuer auf privaten Parkplätzen, etwa vor Supermärkten montieren. Im zweiten Halbjahr 2015 wolle man dann "größer auftreten." (pum/DER STANDARD, 27.8.2014)