Machen Sie Fotos mit dem Tablet?

Foto: Lukas Friesenbichler

Pro
Von Michael Möseneder

Sollte Ihnen wieder einmal jemand erzählen, dass die Größe keine Rolle spielt - er oder sie lügt. Zumindest, wenn es um digitale Lichtbilder geht. Denn das Aufnahmeergebnis auf einem fuzeligen Smartphonedisplay oder jenem einer Kamera bewerten zu wollen ist müßig.

Gut, man kann argumentieren, dass das 100. Foto des frisch servierten Essens oder der putzigen Hauskatze per se Stromverschwendung und optische Umweltverschmutzung ist. Aber wenn man es der Welt unbedingt präsentieren will, hat man mit einem Tablet wenigstens die Möglichkeit, sich sein Werk in vernünftiger Größe anzusehen.

Außerdem gibt es immer noch deutlich weniger Besitzer von Tablets als von Mobiltelefonen. Selbst mit einer kleinen Ausgabe kann man sein Sozialprestige deutlich heben, wenn man den Sonnenuntergang von der Strandpromenade aus fotografiert. Blöd halt nur, wenn man sein ganzes Geld in das Ding investiert hat und sich keinen Urlaub mehr leisten kann.

Kontra
Von Karin Tzschentke

Wenn im Mittelalter jemand ein Brett vor dem Kopf hatte, war er Schmied. In das vor das Gesicht gebundene Holzstück, das den Handwerker vor herumfliegenden Funken schützen sollte, waren in Augenhöhe schmale Sehschlitze eingearbeitet. Wer heute ein Brett vor dem Kopf hat, fotografiert mit einem Tablet. Diese Menschen wollen aber weder sich noch andere schützen - sondern sich lächerlich machen.

Da die Digitaldielen für Zimmeraufnahmen ohnehin kaum was taugen, wandern sie allerorten umher, pflanzen sie sich wie Monumente vor Sehenswürdigkeiten auf, anderen die Sicht versperrend. Platz da, hier komme ich mit meiner Flunder. Wobei die Akrobatik, die sie dabei an den Tag legen, eine gewisse Bewunderung verdient. Die Tasche (fürs Brett) zwischen den Beinen eingeklemmt, für den perfekten Ausschnitt Arme ein- und ausfahrend, Oberkörper nach links und rechts, vor- und zurückbeugend, sind sie selbst eine sehenswerte Belustigung. (Rondo, DER STANDARD, 29.8.2014)