Wien - In der österreichischen Bankenlandschaft blühen derzeit, neben dem bangen Erwarten des europäischen Stresstests im Oktober, Gerüchte über Übernahmen und sektorinterne Umbaumaßnahmen. Zum Verkauf steht ein Teil der staatlichen Kommunalkredit (Good Bank; sie finanziert vor allem Gemeinden), auch die Kirchenbank Schelhammer & Schattera ist zu haben. Die landeseigene Hypo NÖ hat ein Auge auf beide geworfen; für die Kommunalkredit interessieren sich zudem Investmentbanker Willi Hemetsberger und Unternehmer Michael Tojner, quasi als Zugpferde für einen internationalen Fonds.

Akteure formieren sich

Auch der (pensionierte) Bauindustrielle Hans Peter Haselsteiner und der vormalige steirische VP-Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl sollen sich für einen Kauf erwärmen können - immer wieder werden sie gemeinsam in einem Team mit Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer genannt. Zuletzt ist auch die Wiener Semper Constantia (früher: Constantia Privatbank; sie gehört zu rund 70 Prozent der Haselsteiner Familien-Privatstiftung und zu zehn Prozent indirekt Erhard Grossnig) als Akteurin ins Spiel getreten.

Semper Constantia soll sich für Schelhammer & Schattera interessieren. Alternativ dazu soll Grossnig über einen Kauf der privaten Vermögensverwaltung der Deutschen Bank Österreich nachdenken bzw. verhandeln - Stellungnahmen dazu gibt es aber keine. "Wir kommentieren keine Marktgerüchte", heißt es seitens der Deutschen Bank, die in Österreich Vermögen von rund vier Milliarden Euro verwaltet. Laut anderen Quellen soll Semper Constantia an der Wiener Valartis Bank (ehedem Anglo Irish Bank) Interesse haben. Grossnig selbst war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Raiffeisen rückt zusammen

Nicht zum Verkauf, aber zum tiefgreifenden Umbau freigegeben sind die Institute des Raiffeisensektors. Wie bei allen Banken steht das Eigenkapital im dreistufig organisierten Sektor im Vordergrund - von dem gibt es am meisten in der Primärstufe, also bei den Hunderten von Raiffeisenkassen. Um dieses Eigenkapital auch auf der zweiten und dritten Stufe (Landesbanken und Raiffeisen Zentralbank, RZB) anrechnen zu können, muss ein strenger Haftungsverbund existieren. Über die Ausformung dieser Institutional Protection Schemes (IPS) wird noch verhandelt. Letztlich geht es auch um Machtverhältnisse - die Primärstufe würde geschwächt.

In Raiffeisenkreisen heißt es, dass kein Stein auf dem anderen bleiben wird, der Chef der Raiffeisen-Holding, Erwin Hameseder, sagte im "Format", es gebe "keine Tabus".

Laut Informationen des STANDARD wird auch überlegt, Landesbanken zusammenzulegen. Letzten Endes könnten nur die großen (RLB Oberösterreich und RLB NÖ-Wien) bestehen bleiben, möglicherweise wachsen auch das Spitzeninstitut RZB und RLB NÖ-Wien zusammen.

All dem werden freilich harte Matches im Sektor vorangehen - und solche mit der Aufsicht. (Renate Graber, DER STANDARD, 23.8.2014)