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Am Freitag wurden die sterblichen Überreste von 20 Insassen der abgeschossenen Airline nach Malaysia überführt.

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Kuala Lumpur / Wien Der malaysische Staatsfonds Khazanah wird um umgerechnet 328 Millionen Euro die restlichen 30,6 Prozent an Malaysia Airlines übernehmen. Die Airline habe einen erheblichen Finanzierungsbedarf, um den Flugbetrieb in den nächsten Jahren aufrechtzuerhalten, sagte Premierminister Najib Razak am Freitag. Der Umbau werde mit "schmerzhaften Schritten" verbunden sein. Der Staatsfonds hat bereits in den vergangenen zehn Jahren 1,2 Mrd. Euro in die Airline gepumpt.

Die Doppeltragödie zweier Flugzeugkatastrophen in knapp fünf Monaten hat Malaysia Airlines an den Rand des Abgrunds gebracht. Mit einer Notverstaatlichung wird nun die Flucht nach vorn angetreten.

Unglücksfälle

Im März war eine Maschine mit 239 Menschen an Bord auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking von den Radarschirmen verschwunden; noch immer fehlt jede Spur. In China ist der Ruf der Airline seither ruiniert, weil sich die Angehörigen der Opfer nicht schnell genug über den Verlauf der Suche nach dem Wrack informiert fühlten.

Am 17. Juli wurde dann ein weiterer Flieger der Airline auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über der Ukraine abgeschossen; alle 298 Menschen an Bord wurden getötet.

Erst zwei Fluggesellschaften haben in so kurzer Zeit zwei große Flugzeuge verloren: Am 11. September 2001 brachten Terroristen jeweils zwei Maschinen von American Airlines und United Airlines in ihre Gewalt. Diese krachten in die beiden Türme des World Trade Center in New York, in das Pentagon in Washington und auf einen abgelegenen Acker im US-Bundesstaat Pennsylvania. Beide Airlines durchliefen in den vergangenen zehn Jahren ein Insolvenzverfahren und fusionierten mit Konkurrenten.

Anhaltende Verluste

Die 68 Jahre alte Malaysia Airline stand schon vor der jüngsten Katastrophe vor dem wirtschaftlichen Aus. Die täglichen Verluste schwankten zwischen ein bis zwei Mio. Dollar (1,5 Mio. Euro). Von 2011 bis 2013 summierten sich die Verluste auf umgerechnet 970 Mio. Euro. Im ersten Quartal 2014 kamen 104 Mio. Euro dazu. Nach offiziellen Angaben sank die Passagierzahl im Juni um 3,1 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres. Die Auslastung ging von 84 auf 77 Prozent zurück.

Die Lage dürfte sich seither nicht verbessert haben, zumal die Airline ihren Kunden weitreichende Umbuchungs- und Stornierungsmöglichkeiten einräumen musste. Das dürfte zu weiteren erheblichen Umsatz- und Gewinneinbußen geführt haben. Vor allem auf den wichtigen Routen nach China und Australien flog die Airline laut Branchenkennern oft mit fast leeren Flugzeugen. Nach der Katastrophe war bei vielen Reisenden die Angst zu groß, Ähnliches könne noch einmal passieren.

Billigkonkurrenz

Die Gründe für die Verluste sind unter anderem hohe Personalkosten, die Einmischung des Staates ins Management und auch die aggressive Konkurrenz in Asien. Nicht nur in Europa auch in Südostasien veränderte sich der Markt: Die traditionellen Airlines müssen mit rasant wachsenden Billigkonkurrenten wie Air Asia konkurrieren. Vor zwei Jahren gingen Malaysia Airlines und Air Asia eine Allianz ein, doch diese zerbrach nach wenigen Monaten wegen unüberbrückbarer Differenzen in Sachen Unternehmenskultur und Strategie. Malaysia Airlines gehört zu Oneworld, in der auch Air Berlin / Niki und British Airways kooperieren.

Analysten zufolge muss der Staatsfonds die Führung austauschen und einige Langstreckenziele streichen, die nur aus Prestigegründen angeflogen werden. Zudem wird mit der Streichung von einigen Tausend der derzeit 19.500 Stellen gerechnet. Die Gesellschaft betreibt 150 Flugzeuge und befördert im Jahr 15 Millionen Passagiere (cr, DER STANDARD, 23.8.2014)