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3671 Euro kostet dem AMS eine Neugründung im Durchschnitt.

Foto: Reuters

Wien - Der Weg in die Selbstständigkeit ist kein leichter. "Ich bin Yogalehrerin, das ist nichts, mit dem man einfach Geld machen kann", sagt Katharina Rainer-Trawöger. Gemeinsam mit ihrem Mann, einem Architekten, eröffnete sie 2009 über das Unternehmensgründungsprogramm des Arbeitsmarkservice (AMS) ein Yogastudio. Mittlerweile bietet sie dort mit 25 Mitarbeitern Kurse für mehr als 900 Stammkunden an.

Seit 1998 unterstützt das AMS ehemals arbeitslose Menschen bei der Unternehmensgründung. Zuletzt wurde das Programm 2006 evaluiert, am Freitag legte AMS-Vorstand Johannes Kopf die neuen Zahlen vor: Mehr als 5.000 Unternehmen wurden im Vorjahr gegründet, 30.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, davon 16.000 mit Vollversicherung. 2006 waren es noch rund 4.000 Gründungen pro Jahr gewesen.

Nicht in jedem steckt ein Unternehmer

"Am liebsten würde ich das Projekt vervierfachen, am Geld scheitert es nicht", sagt Kopf. Doch der Erfolg des Programms liege in seinem restriktiven Charakter. Man wolle niemanden in die Selbstständigkeit zwingen. Von 100 Anfragen kommen nach einer gründlichen Überprüfung der Geschäftsidee und Motivation nur 40 ins Programm, 32 gründen dann tatsächlich ihr eigenes Unternehmen.

So auch Harald Knill. Er schlitterte mit Mitte 50 in die Arbeitslosigkeit. "Es war sehr unwahrscheinlich für mich, in dem Alter noch einen Job zu bekommen", sagt der Germanist und Buchhändler. Dem AMS habe sein Businessplan gefallen, heute betreibt er den wissenschaftlichen Verlag New Academic Press.

Hohe Überlebenschancen

Die Überlebensquote der Unternehmen liegt laut Statistik Austria mit 75 Prozent nach drei Jahren und 64 Prozent nach fünf Jahren leicht über dem Durchschnitt "normaler" Unternehmensgründungen über die Wirtschaftskammer. Kopf schreibt den Erfolg der angebotenen Betreuung zu. Bis zu zwei Jahre nach der Gründung können die neuen Selbstständigen die angebotenen Services in Anspruch nehmen und werden begleitet. "Ich hatte davor keine Ahnung von Buchhaltung", sagt Rainer-Trawöger. Über das Programm konnte sie diverse Kurse besuchen, die ihr weiterhalfen. Finanzielle Hilfe gibt es in der Höhe des Arbeitslosengeldes zwischen sechs und neun Monate lang, im Durchschnitt kostet das AMS eine Gründung 3.671 Euro.

Der typische Gründer sei 38, habe eine Lehrausbildung und Branchenerfahrung, sagt Kopf. 40 Prozent seien weiblich, rund 27 Prozent über 45 Jahr alt. Im Jahr 2006 waren noch rund 20 Prozent der Gründer älter als 45. Die steigende Arbeitslosigkeit bei älteren Menschen mache sich auch hier bemerkbar. (Sonja Spitzer, derStandard.at, 22.8.2014)