Twitter hat ein hartes Vorgehen gegen Accounts in Verbindung zu IS angekündigt

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Das soziale Netzwerk Diaspora setzt auf Dezentralisierung

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Nach der Enthauptung des US-Fotografen James Foley verschärften Twitter, YouTube und Facebook ihren Umgang mit Propagandamaterial der IS: Nach wochenlanger Passivität stürzen sich die größten sozialen Netzwerke nun mit aller Kraft in die Entfernung von IS-Fotos und -Videos, drohen Nutzern mit Sperren oder gar dem Löschen des Accounts.

Dezentralisierte Plattformen

Das zwingt die Terroristen der IS zur Kursänderung: Sie bedienen sich jetzt dezentralisierter Plattformen, um ihre Propaganda zu verbreiten. Als Twitter-Ersatz soll beispielsweise das soziale Netzwerk Diaspora dienen, das vor vier Jahren als datenschutzkonforme Alternative zu Facebook gegründet wurde. Denn im Unterschied zu Facebook werden Daten auf Diaspora nie auf einem zentralen Server gesammelt. Vielmehr gibt es eine Reihe unterschiedlicher "Pods“, die erst zusammen "Diaspora“ ergeben.

Keine zentrale Leitung

Diese einzelnen Bereiche von Diaspora stünden aber nicht unter der Kontrolle der Projektleitung, so die Diaspora-Betreiber in einem Post. Sie werden vielmehr autonom von einzelnen Pod-Admins (Podmins) geleitet. Daher sei das Kernteam nicht in der Lage, für eine flächendeckende Eindämmung von IS-Material zu sorgen, so die Betreiber weiter.

Zugriff nahezu unmöglich

"Dagegen kann man nicht wirklich vorgehen“, erklärt Jamie Bartlett gegenüber der BBC. Bartlett hat sich als Autor von "The Dark Net“ intensiv mit dezentralisierten Plattformen im Web beschäftigt. Auch für die Polizei sei es laut Bartlett nahezu unmöglich, Zugriff zu erlangen.

Torrents als YouTube-Ersatz

Dasselbe gilt für Torrents: Sie könnte die IS als Ersatz für YouTube nutzen. Denn auch Googles Videoplattform will nicht mehr zur Verbreitung von Terrorpropaganda genutzt werden und stellte Ressourcen für die Entfernung des schockierenden Enthauptungsvideos zur Verfügung. Die Datei machte allerdings bald als Torrent-File die Runde – eine schwierige Frage auch für Seiten wie Pirate Bay, die grundsätzlich eine "Null-Zensur“-Politik (Zitat Pirate Bay-Gründer Peter Sunde) haben. Allerdings war die Seite etwa bei Kinderpornographie durchaus zum Einlenken bereit.

IS als "Early Adopter"

Für den Journalisten Jamie Bartlett ist jedenfalls klar, dass die Terrorgruppe IS "unter den sogenannten Early Adopters sein wird, die jedwede Art von Innovationen im Bereich Dezentralisierung“ nutzten. Allerdings ist die Reichweite auf diesen Plattformen um einiges geringer – denn im Unterschied zu Twitter, Facebook und YouTube müssen viele Nutzer erst aktiv nach Torrents suchen oder sich auf Diaspora anmelden, um mit dem Material konfrontiert zu werden. (fsc, derStandard.at, 21.8.2014)