Die beiden Emissionsnebel NGC 3603 (links) und NGC 3576 (rechts).

Foto: ESO/G. Beccari

Heidelberg - Wer sehen will, wo unsere Milchstraße am schnellsten an ihrer Erneuerung arbeitet, der richte sein Telesop auf das Sternbild Carina bzw. Kiel des Schiffs am Südhimmel. Dort befinden sich mit NGC 3603 und NGC 3576 zwei Emissionsnebel, in denen am laufenden Meter neue Sterne entstehen.

Die beiden Nebel sind keineswegs Nachbarn, auf einem aktuellen Bild der Europäischen Südsternwarte (ESO) aber nebeneinander zu sehen. Die Aufnahme wurde mit der Wide Field Imager-Kamera am La Silla-Observatorium in Chile gemacht.

Nebel 1

Der Nebel NGC 3603, der zugleich ein offener Sternhaufen ist, befindet sich etwa 20.000 Lichtjahre von uns entfernt. Er enthält die größte Konzentration an massereichen Sternen, die bisher in einem Sternhaufen gefunden wurden. Im Zentrum liegt ein Wolf-Rayet-Mehrfachsternsystem mit der Bezeichnung HD 97950. Wolf-Rayet-Sterne befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Sternentwicklung, es handelt sich dabei um die übriggebliebenen Kerne ehemals massereicher Sterne. Sie verlieren laufend große Mengen an Materie über starke Sternwinde.

Sternwinde sind es auch, mit denen junge Sterne ihre ursprünglich von Staub und Gas erfüllte Umgebung freiblasen, wodurch sie überhaupt erst für uns sichtbar werden. Die von ihnen abgegebene ultraviolette Strahlung tritt in Wechselwirkung mit den Gaswolken der Umgebung und erzeugt ein helles Leuchten. Unter den bekannten Regionen dieser Art in der Milchstraße ist die um NGC 3603 die massereichste.

Nebel 2

NGC 3576 ist mit etwa 9.000 Lichtjahren Distanz kaum halb so weit von der Erde entfernt. Hier haben Sternwinde Filamente gebildet, in denen Staub und Gas über hunderte Lichtjahre nach außen transportiert wurden, und die optisch an das Gehörn eines Widders erinnern.

Das eigentlich Interessante sind aber Regionen, in denen man nichts sieht: Im auf dem Bild oberen Bereich des Nebels sind zwei dunkle Silhouetten zu erkennen, bei denen es sich um sogenannte Bok-Globulen handelt. Es sind Bereiche, in denen in Zukunft neue Sterne entstehen können. Hier verdichten sich Gas und Staub zu einem Protostern, der in nicht allzu ferner Zukunft zünden wird. (red, derStandard.at, 24. 8. 2014)