Bild nicht mehr verfügbar.

"Zukunft in großem Maßstab geschrieben" habe man beim Bau des Krankenhauses Nord, sagen die Verantwortlichen. Nicht zu vernachlässigen ist der Kostenmaßstab: Eine Milliarde Euro sind budgetiert.

Foto: APA/Pfarrhofer

Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Wien - Ein "Wohlfühlspital" soll es werden. Ein "Spital der Zukunft", Vorbild für alle anderen europäischen Länder. Ein "Kempinski, in dem die Patienten wie in einem Hotel ein- und auschecken". Die vorläufige ärztliche Direktorin des seit 2012 im Bau befindlichen Wiener Krankenhaus Nord, Sylvia Schwarz, kann ihre Begeisterung nur schwer verbergen.

Kostenüberschreitung

Doch es gibt auch weniger schöne Seiten beim neuen "Health-Quarter" in Wien-Floridsdorf, das künftig Platz für 785 Krankenbetten bieten soll. Bei einem Gespräch vor Journalisten sagte Thomas Balázs, Direktor für Infrastruktur und Organisationsentwicklung im Wiener Krankenanstaltenverbund, dass es eine Kostenüberschreitung von bis zu fünf Prozent geben werde.

In absoluten Zahlen sind das etwa 50 Millionen Euro. Derzeit beträgt der Kostenrahmen 954 Millionen Euro. Zusammengerechnet kommt man nun bis 2016 auf eine Summe von etwa einer Milliarde Euro für das Krankenhaus Nord.

Statik nachgebessert

Es habe vor allem zwei Probleme in der Bauphase gegeben. Zum einen habe man die Statikpläne nachkorrigieren müssen, zum anderen habe die Insolvenz der beauftragten Fassadenfirma verkraftet werden müssen, sagte Balázs. Dennoch sei es gelungen, den Rohbau mit einer "sehr kurzen Bauzeitphase von nur zwei Jahren" termingerecht fertigzustellen. Bis Ende 2014 soll auch die Fassade komplett sein.

Das Ziel sei nun, das Bauprojekt so abzuschließen, dass 2016 mit der Übersiedelung der Patienten begonnen werden kann. Diese wird die Überführung des Floridsdorfer Krankenhauses, der Orthopädie Gersthof, der Frauenklinik Semmelweis, der Herzchirurgiestation Hietzing sowie der Pulmologieabteilung des Otto-Wagner-Spitals vorsehen. Die Schwierigkeit liege darin, so Schwarz, sowohl am alten Standort die Leistung zu halten als auch parallel die Übersiedlung vorzubereiten.

Abschaffung der 25-Stunden-Schichten

Daneben wolle man Grundsätzliches im Krankenhausalltag verändern. Beispielsweise soll die Verweildauer der Patienten reduziert werden. "Wien ist immer noch Meister der langen Liegezeiten", sagte Schwarz. Ein spezielles Stationsmanagement soll "zeitgerechte und punktgenaue Diagnostiken" garantieren. Man wolle weg vom "Rund-um-die-Uhr-Betrieb". Die Behandlungszeiten sollen zukünftig tagsüber sein. Das werde zwangsläufig auch eine Veränderung der Dienstzeiten zur Folge haben. Die Abschaffung der 25-Stunden-Schichten für medizinisches Personal sei denkbar, so Schwarz.

Kritik der Opposition

Für "illusorisch" hält es die Wiener FP, dass das Krankenhaus 2016 in Betrieb gehen kann. Sie hat sich bereits an den Stadtrechnungshof gewandt, der "kontrollieren soll, ob alles rechtmäßig abgelaufen ist", sagt Mandatar David Lasar. Auch die VP kritisiert fehlende Transparenz. Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec fordert, "endlich Licht in das Dunkel des Phantomspitals zu bringen". (melz, rwh, DER STANDARD, 21.8.2014)