München - Der Hanser-Verlag in München plant einen digitalen Ableger. "Im Moment nur so viel: Geplant ist ein neues Angebot, ein kleiner Digitalverlag, der im Herbst starten wird", sagte Hanser-Chef Jo Lendle (46) der Nachrichtenagentur dpa in München. Wie genau dieses Angebot aussehen wird, wollte er noch nicht verraten. "Das Digitalgeschäft ist etwas, das wir angehen wollen", betonte er.

Sein Vorgänger Michael Krüger, der jahrzehntelang an der Spitze des Verlages stand, hatte für E-Books noch sehr wenig übrig gehabt und war der vielleicht letzte Verlagschef in Deutschland, der nicht wusste, wie man E-Books bedient.

Lendle, der sich selbst für dieses Jahr eine Schreibpause verordnet hat ("Dafür geht mir gerade zu viel durch den Kopf"), ist der Ansicht, "dass es bestimmte Formen des Lesens gibt, die sozialer werden. Lesen war früher eine sehr einsame Angelegenheit. Und diese Möglichkeit, in seinem Inneren eine ganz eigene Landschaft zu bauen, ist toll, und die gibt es natürlich auch weiterhin. Aber dadurch, dass das öffentliche Gespräch einfacher geworden ist, gibt es viele, die sich über Gelesenes schnell austauschen wollen - gewissermaßen Second Screen beim Lesen."

Für den Verlag sei es sehr wichtig, dass es Hanser-Autor Michael Köhlmeier mit "Zwei Herren am Strand" auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis geschafft hat: "Diese Buchpreisnominierungen schaffen Aufmerksamkeit - auch wenn sie anderen Titeln natürlich gleichzeitig Aufmerksamkeit nehmen. Aber für die Leser sind diese Nominierungen schon sehr gute Bezugsgrößen", so Lendle.

Es sei auch wichtig, neue Autoren aufzubauen: "Wenn ich sage, dass wir jüngere Stimmen bei Hanser brauchen, dann ist mir klar, dass diese Autoren wahrscheinlich nicht alle sofort so zünden wie Robert Seethaler oder Karen Köhler. Der Verlag weiß, dass er immer wieder Geduld haben musste mit Autoren. Und das ist ein Segen. Dieses Jahr ist für viele Buchhandlungen sehr schwierig und damit auch für die Verlage nicht leicht - und zu sehen, wie leicht das hier genommen wird, das ist toll." (APA, 19.8.2014)