Bild nicht mehr verfügbar.

Die verbliebene Mietpartei in der Mühlfeldgasse 12 ist erneut Schikanen durch den Eigentümer ausgesetzt.

Foto: APA/Georg Hochmuth

Wien – Die Punks, die bis Ende Juli ein Haus in Wien-Leopoldstadt besetzt gehalten hatten, erheben neue Vorwürfe gegen die Eigentümer. Die einzige im Haus verbliebene Mietpartei, die von der Stadt Wien während der Räumung der "Pizzeria Anarchia" ein Notquartier zur Verfügung gestellt bekommen hatte, kehrte inzwischen wieder in die Mühlfeldgasse zurück. Im Haus werde ihnen allerdings ein Leben unmöglich gemacht, klagen die Pizzapunks in einer aktuellen Aussendung an. Das Gebäude wird derzeit saniert, es befindet sich im Baustellenzustand. Securities bewachen die Eingänge.

Den Altmietern – einem älteren Ehepaar mit unbefristetem Vertrag und seit zwei Jahrzehnten Bewohner dieses Hauses – wurden Gas und Wasser abgedreht, außerdem die WC-Anlagen unangekündigt entfernt. Zeitweise war nur noch die Stromversorgung aufrecht. Fließendes Wasser gibt es zwar inzwischen wieder im Stiegenhaus, allerdings nicht in der Wohnung selbst. Ein Vertreter der Baupolizei habe den Mietern empfohlen, das Duschwasser vorher im Wasserkocher zu erwärmen, berichten die Punks im Gespräch mit dem Standard.

Einschreiten der Baupolizei

Angesichts der derzeitigen Verhältnisse versuchte die Gebietsbetreuung vorige Woche, eine Behebung der Mängel zu erreichen. Nachdem der Eigentümer den Aufträgen der Baupolizei zur Sicherung der Baustelle sowie der Instandsetzung der Sanitäranlagen nicht nachgekommen war, wurden – wie Hanno Csisinko, Sprecher des Wiener Wohnbaustadtrats Michael Ludwig (SP), am Dienstag auf Nachfrage bestätigte – notstandspolizeiliche Ersatzvornahmen durchgesetzt. Einige der baulichen Maßnahmen, die direkt nach der Räumung der "Pizzeria Anarchia" eingeleitet wurden, seien vorschriftswidrig erfolgt, beispielsweise das Kappen der Energieversorgung und die Entfernung der Gangtoiletten. Die durch die Beauftragung externer Baufirmen entstandenen Kosten trage der Hauseigentümer.

Während die Punks von einer bis dato nicht zugänglichen Containertoilette berichten, verweist die Baupolizei auf intakte Sanitäranlagen in der Nachbarwohnung. Dieser Lösung habe der Eigentümer zugestimmt. Dennoch stünde dessen Verhalten in deutlichem Widerspruch zu den vor der Räumung getätigten Aussagen die Wohnsituation der Altmieter betreffend, so Csisinko.

Druck auf Mieter

Den Punks, die gegen die Gentrifizierung kämpfen, kommen solche Methoden nur allzu bekannt vor: „Alles deutet darauf hin, dass die verbliebenen Mieter durch psychischen Druck und fundamentale Einschränkung der Lebensqualität zum Auszug bewegt werden sollen." Wenn man bedenke, so die ehemaligen Bewohner, dass die Altmieter weiterhin Miete zahlen, seien diese Zustände "eine Zumutung". Mit den neuen Schikanen scheinen sich Befürchtungen zu bewahrheiten, die die Pizzapunks bereits im Vorfeld der Räumung vorhergesagt hatten.

Die Baupolizei stellte nun Strafantrag wegen Verletzung der gesetzlichen Bestimmungen. Das Haus in der Mühlfeldgasse stehe außerdem im besonderen Fokus der Stadt Wien. Gegen weitere Mieterrepressalien werde man konsequent einschreiten. Man wolle zivilrechtlich sowohl eine Mietzinsreduktion geltend machen als auch die Gasversorgung wiederherstellen lassen. (Anja Melzer, DER STANDARD/derStandard.at, 20.8.2014)