Wasserversorgungs- und Abwassernetze müssen saniert und angepasst werden, so die Innsbrucker Wissenschafter.

Foto: Uni Innsbruck

Innsbruck - Forscher der Universität Innsbruck haben sich für ein ganzheitliches Wassermanagement ausgesprochen: Wenn in den nächsten Jahren die Netzwerke in Bezug auf die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung saniert werden müssen, sei es unabdingbar, diese sich beeinflussenden Infrastruktursysteme als Ganzes zu betrachten, schreiben die Umwelttechniker Wolfgang Rauch und Manfred Kleidorfer in einem aktuellen Kommentar im Fachblatt "Science".

Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung würden immer noch nicht gemeinsam gedacht, auch in den zuständigen Stadtwerken seien diese Bereich meist immer noch organisatorisch getrennt, so die Wissenschafter. Als Beispiel für die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Denkens führten die Forscher die Studie einer australischen Arbeitsgruppe an der University of Queensland an: Diese zeige, dass Zusätze zur Trinkwasserbehandlung einen großen Einfluss auf die Korrosion von Abwasserleitungen haben können.

Die australischen Experten schlagen deshalb vor, bei der chemischen Aufbereitung von Trinkwasser auf Sulfate zu verzichten, weil diese im Abwasser Schwefelsäure bilden und dadurch Abwasserrohre aus Beton angreifen können. "Das ist ein sehr gutes Beispiel für den Zusammenhang von Trinkwasserversorgung und Abwassersystem", so die Innsbrucker Forscher. Die Sulfate durch andere Flockungsmittel zu ersetzen oder andere Methoden wie die Nanofiltration einzusetzen, habe hier nachhaltigen Einfluss auf die Lebensdauer des Abwassernetzwerks.

Dezentrale Lösungen

Zudem gebe es noch viele weitere Beispiele für den Nutzen eines ganzheitlichen Wassermanagements. So habe etwa der Ersatz von Phosphaten in Waschmitteln durch alternative Zusatzstoffe den Nährstoffeintrag in heimische Gewässer massiv reduziert. "Die Reihe von falschen Entscheidungen bei komplexen technischen Systemen ist sehr lang, weil viel zu oft nur Ausschnitte betrachtet werden", so Rauch und Kleidorfer. Man müsse über die Grenzen der einzelnen Bereiche hinaus denken. Optimale Lösungen könnten nur gefunden werden, wenn die einzelnen Prozesse richtig verstanden, die Zusammenhänge erkannt und die Konsequenzen für den gesamten städtischen Wasserzyklus erfasst würden.

Insgesamt plädieren die Forscher für dezentrale Lösungen bei den unter anderem durch den Klimawandel notwendigen Anpassungen der Infrastruktur. Dezentrale Maßnahmen wie die häusliche Abwasserverwertung seien oft wesentlich günstiger als aufwendige Netzwerke zur Entsorgung der Abwässer, so die Argumentation. (APA/red, derStandard.at, 31.8.2014)