"Auf geht’s!“ sagen Laschi und ich, als wir uns mit unseren vollbepackten Rädern für unseren neuen Roadtrip treffen. MALLE ist dieses Jahr unsere Destination, der wir Ahnungslosen mit etwas Angst vor omnipräsentem Deutschtum, aber gelockt durch die vielen positiven Stimmen, entgegenfliegen.

Als kleine Smartphone-Detox-Kur plane ich außerdem diesen Urlaub, um Frieden mit mir und der Insel zu finden. Nur der Kompass auf meiner Glocke dient uns bei der Orientierung als technische Unterstützung.

Foto: Bianca Gusenbauer

Bei der Ankunft am Flughafen in Palma werden wir von vielen Seiten und Rennradkollegen beobachtet, wie wir unsere stabilen Pferde geübt wieder zusammenbauen und uns auf die Suche nach Luft machen.

Foto: Bianca Gusenbauer

Mallorca hat viele Gesichter, wurde uns erzählt und darauf haben wir auch stark gehofft. Palma, eine durchaus hübsche Stadt, die täglich eine Unmenge an Tagestouristen empfängt, hat auch kulinarisch ein paar Nettigkeiten zu bieten.

Foto: Bianca Gusenbauer

Am Placa dels Patins findet am Wochenende ein kleiner Bio-Markt mit regionalen Produzenten statt, wo kaum Touristen, aber dafür die Einheimischen einkaufen. Olivenöl, Käse, Wurst, Gemüse, Brot und bestes Paprikapulver wird hier feilgeboten. Hier sind wir erstmals überrascht, wie unsalzig und neutral das mallorquinische Brot schmeckt.

Foto: Bianca Gusenbauer

Nicht weit vom Bio-Markt befindet sich die zentrale Markthalle, der Mercat de l’Olivar , wo man besonders am Samstag ganz gut aufgehoben ist, um ein bisschen Frittiertes zu essen und ein Glas lokalen Wein zu trinken. Finger weg vom chinesischen Angebot an Sushi, das ganz erbärmlich schmeckt, obwohl es eigentlich eine schöne Idee wäre, den frischen lokalen Fisch auch roh anzubieten.

Foto: Bianca Gusenbauer

Besser aufgehoben ist man mit doppelt frittierten Sardinien, die auch als frittierter Mix mit anderen Seefrüchten bestellt werden kann.

Foto: Bianca Gusenbauer

Der hippe und boboesque Stadtteil Portixol bietet außerdem entlang der Strandpromenade gute Restaurants bei entspannter spanischer Stimmung, in die sich auch Touristen unauffällig untermischen können. Optimal ist das Parkangebot für unsere Räder, die zu unseren Füßen auf uns warten.

Foto: Bianca Gusenbauer

Unsere erste Station nach Palma ist der "Kleidschchen“-Ort Port de Andratx , wie Laschi und ich ihn umtaufen, nachdem wir ein paar spannende, vorbeiziehende Gespräche belauscht haben.

Ein hübscher kleiner Ort mit vielen Besuchern, die gerne gesehen werden möchten. Der Strand ist zu klein für Badeurlaub, denn hier arbeitet man auf dem Segelboot am Teint.

Foto: Bianca Gusenbauer

Nächster Tag: Kontrastprogramm. Die Sonne wurde vom Schlechtwetter vertrieben und Regen, Donner und Blitz begleiten uns bergauf, wo es keine Unterschlupfmöglichkeiten gibt und alle vorbeifahrenden Autos sich wohl bei unserem Anblick in ihren trockenen 8 m2 noch wohler fühlen.

Foto: Bianca Gusenbauer

Aber zum Glück überleben wir Blitz und Donner und essen bei der ersten möglichen Raststation mal Tumbet, eine typisch mallorquinische Gemüsepfanne, die aus Melanzani, Zucchini und Tomaten besteht. Wirklich schmackhaft, wenn es ein bisschen mit Liebe zubereitet ist. Ein Rezept dafür gibt es auf meinem Blog Gib Bianca Futter! zum Nachkochen.

Foto: Bianca Gusenbauer

Das schlechte Wetter ist zum Glück wie ein Vogerl und zieht auch hier in den Bergen wieder weiter. Der graue mit Blitzen durchzogene Himmel wird kitschig blau, als wir im hübschen Banyalbufar mit knapp 500 Einwohnern ankommen.

Völliges Kontrastprogramm, denn hier sind die sportlichen Deutschen unterwegs und am Abend werden daher die Gehsteige bald nach oben geklappt.

Foto: Bianca Gusenbauer

Von Banyalbufar nach Port de Soller streifen wir den Ort Valldemossa, dessen Hüllen zwar recht hübsch sind. Die vielen Ecken mit schlechtem Geschmack und die Wallfahrer-Touristen treiben uns aber rasch wieder aufs Rad zum Weiterfahren.

Foto: Bianca Gusenbauer

Die ganze Strecke von Banyalbufar bis Port de Soller macht Spaß mit dem Rad. Schöne Anstiege, abwechslungsreiche Aussicht, schöne Orte und als Belohnung noch ein völlig entspannter Ort, der anders als die Nacht davor, von einem jungen, kosmopolitischen Aktiv-Publikum heimgesucht wird.

Hier wird tagsüber gewandert, am Abend die letzten Sonnenstunden am Strand genossen, um es sich nach einem kurzen Abendessen im Hotelzimmer gemütlich zu machen.

Foto: Bianca Gusenbauer

Auch hier steppt kein Bär, sondern die Gemütlich- und Gemächlichkeit liegen in der Luft. Nicht nur Deutsche und Österreicher machen sich hier breit, sondern viele Skandinavier und auch zivilisierte Engländer tragen zur guten Stimmung im Ort bei.

Hier fällt uns der Abschied schon schwer, auch wissend, dass 17 Kilometer mit 8,5 % Anstieg unmittelbar nach dem Frühstück auf uns warten. Mehr davon und der Rest der Radreise hier in Kürze.

Mehr Berichte von der Speisereisenden Bianca Gusenbauer können Sie auf ihrem Blog Gib Bianca Futter! oder auf Facebook finden. (Bianca Gusenbauer, derStandard.at, 18.8.2014)

Foto: Bianca Gusenbauer