Amazon hat in den vergangenen Jahren weder als Onlinebuchhändler und Lesegeräthersteller noch als Publikationsplattform etwas getan, das man dem Unternehmen als Wertschätzung von Literatur, des Lesens, des Buchs oder der Buchherstellung auslegen könnte. Ganz im Gegenteil. Amazon hat schon im Normalfall Vertriebskonditionen, die Autoren und Verlage um ihre zumeist ohnehin schmalen Gewinnspannen bringen.

Amazon hat kein Interesse an Büchern und Autoren, wenn nicht Vorteile für das Unternehmen und seine eigenen Produkte dabei herausspringen. Amazon handelt auch beim Self-Publishing nicht anders, wo das Unternehmen am Selbstvertrieb von Autoren, die im Selbstverlag bei ihm verlegen, kräftig mitschneidet. Und macht Amazon Gewinne, müssen sie stets noch größer werden.

Amazon schmälert nicht nur durch Vergrößerung der Handelsspannen zu seinen Gunsten Verlags- und Autoreinnahmen und verunmöglich kleineren Verlagen oder Bücher mit kleineren Auflagen den Verkauf über Amazon, Amazon tut genauso alles, um den Autoren und Verlagen zugutekommende Urheberrechtsabgaben nicht zahlen zu müssen.

Amazon initiiert nach Lust und Laune E-Book-Verleih- und Rabattaktionen (zuletzt die Amazon-Kulturflatrate) und unterläuft als Buchhandelsunternehmen die E-Book-Angebote öffentlicher Büchereien und als temporärer Ramschbuchhändler die Angebote von anderen E-Book-Händlern.

Amazon handelt gegenüber keinem einzigen Marktsegment und gegenüber keiner einzigen Personengruppe freundlich, nicht einmal gegenüber seinen Kunden, denen er auf anderen Wegen als durch die geringeren Produktpreise, nämlich in Form von nicht erbrachten Steuerleistungen, das Geld aus der Tasche zieht.

Die IG Autorinnen Autoren erklärt sich solidarisch mit allen Initiativen und Aktivitäten, die dazu beitragen, dass sich Amazon an handelsübliche Umgangsformen halten muss. Wir erklären uns mit allen Maßnahmen einverstanden, die den Anmaßungen von Amazon Einhalt gebieten und die Verwendung von höchst eigenwilligen Geschäftspraktiken gegenüber unwilligen Geschäftspartnern sofort und unwiederholbar in die Schranken weisen. Wir erklären unsere Solidarität mit den Verlagen und dem Buchhandel sowie den auf Seriosität bedachten Vertrieben und Vertriebsformen, die ein Beispiel dafür sein wollen, wie das gedruckte Buch und das E-Book und der stationäre und der digitale Buchhandel zum Wohl aller an der Herstellung und Verbreitung von Büchern Beteiligten und Interessierten funktionieren können. (Gerhard Ruiss, IG Autorinnen/Autoren, DER STANDARD, 18.8.2014)