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Dafne Schippers triumphiert auch über 200 Meter.

Foto: reuters/noble

Zürich - Das erhoffte Höhenspektakel haben Kälte und Regen verhindert, die drei besten Europäer der Saison machten sich aber dennoch die Hochsprungmedaillen bei der Leichtathletik-EM in Zürich untereinander aus. Gold ging mit 2,35 m an den ukrainische Weltmeister Bogdan Bondarenko. Die Niederländerin Dafne Schippers sicherte sich das Sprint-Double, die Schweiz umjubelte dank Kariem Hussein das erste Gold.

Mit Bondarenko, dessen Landmann Andrej Prozenko und dem russischen Olympiasieger Iwan Uchow waren drei Europäer heuer über 2,40 m gesprungen. Der 21 Jahre alte Weltrekord von Javier Sotomayor mit 2,45 m war in der Schweiz aber nicht gefährdet, dafür war es mit nur zehn Grad am Freitagabend eindeutig zu kühl. Prozenko holte sich mit 2,33 Silber, Uchow mit 2,30 Bronze. Bondarenko ließ sich anschließend noch den Europarekord von 2,43 m auflegen, scheiterte aber im ersten Versuch und verzichtete auf weitere.

Schippers verdoppelt ihr Gold, Gemili explodiert

Die gelernte Mehrkämpferin Schippers, vergangenes Jahr bei der WM und heuer in Götzis jeweils Siebenkampf-Dritte, holte sich nach Gold über 100 m auch Platz eins über die halbe Stadionrunde. Die 22-Jährige gewann in der Jahresweltbestzeit von 22,03 Sekunden vor der Britin Jodie Williams (22,46) und der Französin Myriam Soumare (22,58). "Ich bin müde, aber das ist eh normal. Von so einer Zeit habe ich nie geträumt", sagte Schippers, die auch in der Staffel starten wird.

Schippers gewann damit als erste Läuferin seit der Belgierin Kim Gevaert 2006 wieder beide Sprintstrecken und legte dabei die schnellste Zeit einer Europäerin seit 19 Jahren hin.

Den Siebenkampf hat sie für die Zukunft aber noch nicht aufgegeben. Europameisterin wurde in ihrer Abwesenheit am Freitag die Französin Antoinette Nana Djimou mit 6.551 Punkten vor der Niederländerin Nadine Broersen (6.498) und der Belgierin Nafissatou Thiam (6.423). Im Hammerwurf verteidigte die Polin Anita Wlodarczyk mit der Jahresweltbestleistung und dem nationalen Rekrod von 78,76 m den Titel vor Martina Hrasnova (SVK/74,66) und Joanna Fiodorow (POL/73,67) erfolgreich.

Die 200 m der Männer holte sich der Brite Adam Gemili. Der erst 20 Jahre alte Ex-Fußballer, in der Jugend für den FC Chelsea am Ball, setzte sich in hochklassigen 19,98 Sekunden (europäische Jahresbestleistung) vor dem französischen Favoriten Christoph Lemaitre (20,15) und dem Ukrainer Sergej Smelyk (20,30) durch.

Gemili holte den ersten 200-m-Titel für Großbritannien seit 16 Jahren. 1998 hatte Doug Walker in Budapest triumphiert. Lemaitre, der auch über 100 m Silber geholt hatte, verpasste seinen zweiten EM-Titel über die halbe Stadionrunde nach 2010. Damals hatte er in Barcelona das Sprint-Double geschafft.

Schweizer feiern Hürden-Europameister Hussein

Über 400 m Hürden war Lokalmatador Hussein in persönlicher Bestleistung von 48,96 Sekunden vor dem Esten Rasmus Mägi (49,06) und dem Russen Denis Kudrjawzew (49,16). Hussein triumphierte im strömenden Regen und riss die Zuschauer zu Begeisterungstürmen hin. Anders als am Vortag beim französischen Hindernisläufer Mahiedine Mekhissi-Benabbad blieb der Strip des Eidgenossen ohne Strafe - er hatte sein Leiberl erst nach der Ziellinie ausgezogen. Seit 1969 war es das erste EM-Gold in einem Bahnbewerb für die Schweiz.

"Das Publikum ist wunderbar! Ich bin eine fantastische Zeit gelaufen und habe Gold gewonnen, ich bin mehr als zufrieden. So etwas kann man nicht planen. Momentan fühlt sich das alles komisch an", sagte Hussein, dem bei der Siegerehrung und dem Klang der Schweizer Hymne die Tränen übers Gesicht kullerten.

Die 400-m-Titel gingen an den Briten Martyn Rooney und die Italienerin Libania Grenot. Rooney setzte sich in der europäischen Jahresbestzeit von 44,71 Sekunden vor seinem Landsmann Matthew Hidson-Smith (44,75) und dem Israeli Donald Sanford (45,27) durch. Grenot gewann in 51,10 vor der Ukrainerin Olha Semljak (51,36) und der Spanierin Indira Terrero (51,38).

Polnischer Doppelsieg über 800 Meter

Die 800 m brachten überraschend einen polnischen Doppelsieg, Adam Kszczot verwies in 1:44,15 Minuten seinen Landsmann Artur Kuciapski (1:44,89) und den Iren Mark English (1:45,03) auf die weiteren Plätze. Der französische Top-Favorit Pierre-Ambroise Bosse lag bis 600 m vor dem Ziel in Front, fiel dann aber auf den letzten Platz zurück.

Über 1.500 m siegte die Niederländerin Sifan Hassan in 4:04,18 Minuten vor der Schwedin Abeba Aregawi (4:05,08) und der Britin Laura Weightman (4:06,32). Hassan und Aregawi wurden beide in Äthiopien geboren und hatten in den vergangenen zwei Jahren Nationenwechsel vorgenommen. "Unglaublich! Jetzt will ich auch über 5.000 m um Gold mitkämpfen", kündigte Hassan an.

Leistungsmäßiges Highlight des Tages war am Vormittag der Weltrekord durch Yohann Diniz über 50 Kilometer Gehen, der Franzose fixierte die neue Bestmarke von 3:32:33 Stunden und gewann vor dem Slowaken Matej Toth (3:36:21) und dem Russen Iwan Noskow (3:37:41). (APA/sid/red, 16.8.2014