Ankara/Athen - "Gäste" und "Brüder" hießen sie zu Beginn, doch drei Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs in Syrien ächzt die Türkei unter der Last von mindestens 1,2 Millionen Flüchtlingen, und selbst die offizielle Tonlage ändert sich. "Wir zeigen Geduld und Toleranz", erklärt der mittlerweile zum Staatschef gewählte Premier Tayyip Erdogan.

In Gaziantep, einer Großstadt nahe der türkisch-syrischen Grenze, kam es diese Woche nun erstmals zu tagelangen Ausschreitungen gegen die Flüchtlinge. Auslöser war der Mord an einem türkischen Wohnungsbesitzer. Er soll vergangenen Montag von seinem syrischen Mieter erstochen worden sein. Bei den anschließenden Krawallen attackierten vor allem junge Türken syrische Flüchtlinge in der Stadt. 13 Syrer sollen mit Messern verletzt worden sein, Autos mit syrischen Kennzeichen wurden in Brand gesetzt.

Ungeachtet der früheren Aufrufe zur Brüderlichkeit nehmen türkische Hauseigentümer häufig doppelt so hohe Mieten von Syrern. Der Gouverneur in Gaziantep ließ nun zunächst 400 syrische Familien aus der Stadt in ein improvisiertes Lager schaffen. (mab, DER STANDARD, 16.8.2014)