Saarbrücken - Aus Kinderzimmern ist der Computer kaum mehr wegzudenken - damit er auch bei Bedarf auch einen guten Märchenerzähler abgibt, haben deutsche Studenten eine neue Software entwickelt, wie die Universität des Saarlandes berichtet. Sie sorgt dafür, dass der Computer die Geschichten nicht einfach nur erzählt, sondern sie auch "versteht".
"Unser Programm erkennt, ob in einer Textpassage des Märchens ein Mensch, Tier oder Fabelwesen spricht, und es erkennt die Gefühlslage und den jeweiligen Charakter. Je nachdem passt der Computer bei der Sprachausgabe Betonung, Tempo und Sprechweise an“, erklärt Computerlinguistik-Student Christian Eisenreich.
Mustererkennung
Märchen eignen sich laut dem Sprachtechnologen Thierry Declerck vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, aus dessen Seminar heraus das Projekt entstanden ist, besonders gut, da sie wiederkehrende Muster und ähnliche Rollen enthalten.
"Der Froschkönig" machte den Anfang: Die Projektmitarbeiter gingen das Märchen Wort für Wort mitsamt Bedeutung durch, interpretierten Sätze und Dialoge und trugen Hintergrundinformationen zusammen. Anschließend programmierten sie die Software so, dass der Computer Muster, Bedeutungsstruktur und Zusammenhänge erlernen kann.
Für die Sprachsynthese wurde das in Saarbrücken entwickelte System "Mary TTS“ verwendet, das für die Erzählung verschiedene Rollen verschieden interpretiert (hier ein Hörbeispiel aus dem "Froschkönig"). Später wurde die Sprachverarbeitung auf andere Grimm'sche Märchen wie "Bremer Stadtmusikanten“ und "Rumpelstilzchen“ übertragen. (red, derStandard.at, 16. 8. 2014)