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Verstarb im Alter von 75 Jahren: Horst Pöchhacker.

Foto: APA/Techt

Wien - Am Ende ging alles sehr schnell. Seit Wochen lag Horst Pöchhacker im Wiener AKH: Es begann mit einer Sommergrippe, dann folgte eine Lungenentzündung - von deren Folgen sollte er sich nicht mehr erholen.

Was wenige wussten: Bereits relativ kurz nachdem er 2007 aus dem Vorstand der Porr AG ausgeschieden war und in den Aufsichtsrat der ÖBB gewechselt hatte, war Pöchhacker an Leukämie erkrankt. Die Behandlungen, die folgten, ertrug er mit großer Ruhe und Geduld.

Pöchhacker hat sein gesamtes aktives Berufsleben im Baukonzern Porr verbracht.1962 trat er nach seinem Bauingenieur-Studium ins Unternehmen ein; eine seiner schönsten und spannendsten Zeiten war zwischen 1967 und 1970, wie er zu erzählen pflegte. Damals leitete er eine Eisenbahnbaustelle im Iran. Mit sieben Österreichern und 2.000 Persern arbeitete er dort zusammen und beschäftigte sich in der Freizeit mit Malerei. Die Amerikaner vor Ort gaben ihm die Fotos ihrer Freundinnen, die Pöchhacker mit Hingabe porträtierte. Bezahlt wurde in Räucherlachs, der für ihn kulinarisch eine willkommene Abwechslung zum Schaffleisch war.

Einsatz im Iran

Zurück in Österreich, wurde er Bauleiter beim Tauern- und beim Katschbergtunnel. Doch Ende der 70er-Jahre musste er neuerlich in den Iran: Als Ajatollah Khomeini zum heiligen Krieg gegen den Schah aufrief und Ausländer gefährdet waren, war die Porr mit drei riesigen Baustellen präsent. Pöchhacker, 1976 als Krisenmanager in den Vorstand des länderbankeigenen Konzerns berufen, musste drei Jahre später die existenzbedrohende Situation bewältigen.

Die oft wechselnde Eigentümerschaft der Baugesellschaft brachte Pöchhacker auch die Bekanntschaft mit Prinz Ernst August von Hannover. In den 80er-Jahren war der spätere Ehemann von Prinzessin Caroline von Monaco im Porr-Aufsichtsrat. Der Prinz und Pöchhacker kümmerten sich um viele Auslandsprojekte und reisten gemeinsam nach China. Bis zuletzt sollten sie miteinander verbunden bleiben - inklusive privater Einladungen an den oberösterreichischen Landsitz des Prinzen in der Grünau.

In den vergangenen Jahren setzte sich Pöchhacker für den Ausbau der Breitspurbahn nach Österreich ein, traf sich zu diesem Zweck mit dem russischen Eisenbahnchef Wladimir Jakunin, einem Vertrauten Wladimir Putins.

Dem Ruf in die Politik hat der Baumanager widerstanden - etwa jenem des damaligen SPÖ-Bundeskanzlers Franz Vranitzky, der ihn ins Verkehrsministerium holen wollte. Auch das Angebot, ÖBB-Chef zu werden, hat Pöchhacker abgelehnt. Der Grund: Er hielt nichts von Jobhoppern und Quereinsteigern.

SPÖ-Mitglied

Er selbst war schon seit seiner Jugend SPÖ-Mitglied gewesen, aus Dankbarkeit, wie er erzählte. Die Bau-Holz-Gewerkschaft hatte ihm als jungem Mann ein Stipendium gegeben, sodass er studieren konnte. Andernorts sei ihm eine solche Unterstützung trotz guter Zeugnisse verwehrt geblieben.

Erst nach seiner Pensionierung ist Pöchhacker dann in den Aufsichtsrat der Bahn gegangen - und blieb dort bis zu seinem Lebensende.

Legendär waren seine Kämpfe mit Ex-Bank-Austria-Chef Gerhard Randa gewesen. Die Porr gehörte lange Jahre ins Reich der Bank Austria bzw. Länderbank. Randa wollte stets höhere Gewinne sehen. Die Bank verdiente an den Kreditzinsen, die der Baukonzern lieferte, prächtig, Kapitalzuschüsse bekam die Porr aber nicht. Oft wollte Randa Pöchhacker loswerden, geschafft hat er das aber bis zuletzt nicht.

Zuletzt sind Schatten über Pöchhackers Wirken gefallen. Nach außen hin gelassen nahm der Asfinag-Aufsichtsratsvizechef und Exkontrollor der Bundesimmobiliengesellschaft BIG die Vorwürfe, die die Justiz in den vergangenen Jahren gegen ihn erhoben hat. Der Kauf der ungarischen MavCargo durch die ÖBB bescherte ihm im Juli eine Anklage wegen Untreue, die Vorwürfe hat er stets zurückgewiesen. Auch in der Causa Buwog bzw. Linzer Terminal Tower sollte er angeklagt werden. Der Vorhabensbericht liegt noch im Justizministerium.

Pöchhacker war in zweiter Ehe verheiratet. Aus erster Ehe hatte er einen Sohn und eine Tochter.

Am Mittwoch ist Pöchhacker gestorben. Er wäre am 16. November 76 Jahre alt geworden. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 14.8.2014)