Bild nicht mehr verfügbar.

Irans Präsident Hassan Rohani: Hardliner sollten sich in der Hölle "einen Platz zum Wärmen suchen".

Foto: AP/Mohammad Berno, Iranian Presidency Office

Teheran - Im Iran hat eine Schelte des als gemäßigt geltenden Präsidenten Hassan Rohani für die Hardliner zu einem Eklat geführt. Anlässlich der jährlichen Botschafterkonferenz in Teheran hatte Rohani seinen inneriranischen Kritikern im Atomstreit am Montag die Leviten gelesen und gemeint, sie sollten "zur Hölle" fahren.

Damit hat der Machtkampf zwischen den moderaten und den konservativen Kräften in der Islamischen Republik einen neuen Höhepunkt erreicht. Alle iranischen Tageszeitungen befassten sich am Mittwoch mit den harschen Aussagen des Präsidenten.

Einige Abgeordnete des Majles (Parlament) haben bereits eine Protestnote an Parlamentspräsident Ali Larijani übergeben. Dieser meinte, die Aussagen seien "unhaltbar und inakzeptabel". Dennoch solle man sie nicht überbewerten und sich wichtigeren Problemen wie der Konsolidierung der Wirtschaft des Landes widmen.

Das Sprachrohr der Hardliner, der Chefredakteur der erzkonservativen Tageszeitung "Keyhan", spöttelte in seinem Leitartikel "Zur Hölle", dass der einst moderate Rohani eine Wandlung vollzogen habe und seine Kritiker nun in die Hölle schicken wolle. Andere konservative Kräfte meinten schnippisch, "wir gehen in die Hölle, aber wir nehmen dich mit".

Ein ultrakonservativer Kleriker sagte voraus, dass diese "schroffe Show des Präsidenten" sicherlich ein Nachspiel haben werde. Der eher sanft und moderat auftretende Kleriker Rohani lehnte sich in seiner Kritik ziemlich weit aus dem Fenster und meinte, dass jedes Mal, wenn verhandelt werde, einige zu zittern anfingen.

Diese Hardliner sollten sich in der Hölle "einen Platz zum Wärmen suchen". Wenn diese Widersacher als "Angsthasen geboren sind, die zittern", dann sei das nicht sein Problem. Ein Widerstand gegen seine Politik der "heroischen Flexibilität" sei völlig falsch.

Auch mehrere politische Entscheidungsträger aus den Reihen der moderaten Kräfte kritisierten Rohanis "rauen Tonfall" und forderten eine Entschuldigung.

Rohani selbst, der sonst zu allen wichtigen politischen Themen twittert, übte sich nach dem Proteststurm in Zurückhaltung. Er und sein politischer Ziehvater, Ayatollah Akbar Hashemi-Rafsanjani, werden in den nächsten Tagen mit dem Obersten Geistlichen Führer, Ayatollah Ali Khamenei, zusammenkommen, um "die Lage der Nation" zu besprechen.

Khamenei hat in allen Belangen das letzte Wort. Beobachter gehen davon aus, dass die Kritik Rohanis an seinen Widersachern nicht ohne das Einverständnis Khameneis erfolgt ist. Andere wiederum glauben, dass Rohani diese Kritik als Teil eines abgekarteten Spiels kundtat, um in Europa zu zeigen, dass er den Harlinern die Stirn bieten könne. Auch der Zeitpunkt wenige Wochen vor der UN-Generalversammlung ist nicht zufällig gewählt. Dort hofft Rohani, US-Präsident Barack Obama erstmals persönlich zu treffen. (red/APA, 13.8.2014)