Die Unruhen in Libyen und im Jemen setzen der OMV immer stärker zu. Durch die Schließung des Hafens in Libyen fällt für das Unternehmen ein großer Teil des Rohöls aus. Hinzu kommen Abschreibungen in Kasachstan und eine Sondersteuer in Rumänien, die sich in der Bilanz deutlich niederschlagen. Damit ereilt die OMV derzeit das gleiche Schicksal, an dem andere heimische Unternehmen - allen voran die Banken - zu leiden haben.

Die Absicherung der OMV liegt im politisch ruhigen Norden. Dort hat der Öl- und Gaskonzern im Vorjahr Ölfelder in Norwegen und Großbritannien erworben und für den bisher größten Zukauf in der Unternehmensgeschichte mehr als zwei Milliarden Euro in die Hand genommen. Aber: Der Betrieb einer Bohrinsel im Meer ist teurer als eine Produktion an Land. Zudem diskutieren Experten immer wieder darüber, wie viele Ölvorräte überhaupt noch gehoben werden können.

Die Komponente der politischen Unsicherheit aus dem Geschäftsmodell zu bekommen, ist sicher nicht falsch. Denn noch ist unklar, ob das Öl aus den Krisengebieten je wieder so sprudeln wird wie bisher oder ob nicht noch teure Abschreibungen - etwa in Libyen - auf die OMV warten. Die Sicherheit hat eben ihren Preis. Der ist freilich nicht so hoch, wird doch damit auch ein Stück Vergangenheit abgegolten: Traumrenditen in umstrittenen Diktaturen stehen einem teilstaatlichen Konzern nicht gut an. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 13.8.2014)