Teheran - Nach dem mutmaßlichen Foltertod eines iranischen Bloggers ist ein Polizist zu drei Jahren Haft und 74 Peitschenhieben verurteilt worden. Der Tod des Oppositionellen Sattar Beheshti im Herbst 2012 sei "vermutlich durch einen Schock nach Schlägen oder durch extremen psychologischen Stress" verursacht worden, urteilte die Teheraner Staatsanwaltschaft laut Medienberichten vom Samstag.

Es habe sich aber nicht um eine "vorsätzliche" Tötung gehandelt, hieß es in dem Urteil weiter. Der Anwalt von Beheschtis Familie reagierte enttäuscht auf das Strafmaß für den nicht identifizierten Polizisten der Abteilung für Cyberkriminalität. "Wenn Journalisten zu sechs Jahren Haft verurteilt werden, dann ist eine Strafe von drei Jahren für Mord erstaunlich", wurde Giti Purfasi in den Berichten zitiert. Nach iranischer Gesetzeslage kann eine vorsätzliche Tötung auch mit der Todesstrafe geahndet werden.

Internet-Kritik am Regime

Der 35-jährige Beheshti war im Oktober 2012 festgenommen worden, weil er im Internet die Regierung kritisiert hatte. Am 3. November wurde er tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden. Gerichtsmediziner erklärten, der Beheshti sei an Schock und Angst gestorben. Oppositionsgruppen hingegen sprachen von tödlicher Folter.

Experten der Vereinten Nationen und mehrere westliche Staaten verurteilten Beheshtis Tod. Der einflussreiche iranische Abgeordnete Aladin Borujerdi kritisierte das offizielle Obduktionsergebnis. Es sei "sehr klar", dass Beheshti geschlagen wurde, sagte er.

Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen sitzen in iranischen Gefängnissen Hunderte von Oppositionellen, darunter Politiker, Journalisten, Blogger, Anwälte und Gewerkschafter. (APA, 09.08.2014)