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Die türkische Lira: gegenüber Euro und Dollar unter Druck.

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Istanbul/Wien - Die türkische Wirtschaft ist angesichts einer hohen Inflationsrate unter Druck. Wie 2013 könnte es zu Verlusten bei der Währung kommen, warnt Seltem Iyigun, Ökonomin beim Kreditversicherer Coface im STANDARD-Gespräch: "Das Zwillingsdefizit in der türkischen Wirtschaft macht das Land immer noch verletzlich für einen Abfluss von ausländischem Kapital." Die Türkei hat sowohl ein Außenhandels- wie auch ein Budgetdefizit, im Falle von Zinserhöhungen in den USA könnten Investoren ihr Geld abziehen. Seit 2011 hat die türkische Lira knapp 30 Prozent ihres Wertes gegen den Dollar eingebüßt, die Inflation schnellte auf 7,4 Prozent.

Vor der anstehenden Präsidentschaftswahl in der Türkei am Sonntag habe es aber Reformschritte gegeben, betont Iyigun. Die türkische Notenbank versucht, die freigiebige Kreditvergabe etwas einzudämmen. "Die Zentralbank hat das Kreditwachstum deutlich abkühlen können, denn die Zinsen für Kredite, etwa für Immobilienkredite, sind deutlich gestiegen." Heute liegen sie mit 14 Prozent deutlich höher als noch vor einem Jahr.

Tatsächlich hält Iyigun den Immobilienmarkt in der Türkei für stabiler: "Es gibt keine wirkliche Blase. Die Preise sind in manchen Regionen noch hoch. Aber das Tempo der Bautätigkeit nimmt angesichts strengerer Finanzierungsbedingungen ab."

Die Kehrseite der Medaille: "Die massiven Leitzinserhöhungen der Notenbank werden das Wachstum noch länger drücken", glaubt Iyigun. 2010 und 2011 war die Wirtschaft noch mit rund neun Prozent pro Jahr gewachsen, auch dank einer großzügigen Kreditvergabe. In naher Zukunft werde die Türkei aber nicht mit mehr als fünf Prozent wachsen.

Grund dafür sind auch die gestiegenen geopolitischen Risiken: "In der Region gibt es einige Krisenherde, im Irak und Syrien etwa. Die Türkei exportiert viel in den Irak, daher wird die Krise dort die Ausfuhren treffen." (sulu, DER STANDARD, 9.8.2014)