Der Stein erinnert an 14 Opfer der NS-Schergen.

Foto: Michael Mooslechner

Salzburg - Der monatelang öffentlich ausgetragene Konflikt um das Gedenken an die Opfer der SS im Pongauer Goldegg ist vorerst beendet. Am Freitag wird auf einem Grundstück der Salzburger Gebietskrankenkasse der Gedenkstein für die 14 Ermordeten feierlich enthüllt.

Die 14 Menschen wurden am 2. Juli 1944 bei der Jagd einer rund eintausend Mann starken SS-Todesschwadron auf eine kleine Gruppe von Deserteuren erschossen oder gefangengenommen und später in Konzentrationslagern umgebracht. Weitere 40 Personen wurden wegen der vermuteten Unterstützung für die Deserteure verhaftet und gefoltert.

Ursprünglich wollte Brigitte Höfert - die 74-Jährige ist die Tochter von Karl Rupitsch, der die Deserteursgruppe angeführt hatte - den Gedenkstein im Hof des Schlosses Goldegg verlegen lassen. Dies scheiterte jedoch am Widerstand von Bürgermeister Hans Fleißner (ÖVP) und Kulturvereinsobmann Cyriak Schwaighofer (gleichzeitig Landtagsklubchef der Grünen). Krankenkassenobmann Andreas Huss hat daraufhin die Initiative ergriffen, die Kasse gewährt dem Stein nun bei einem Erholungsheim "Asyl".

Hintergrund der Ablehnung des Gedenksteins ist die Ansicht vieler Goldegger, die Deserteure hätten durch ihr provokantes Verhalten den Sturm der SS erst provoziert und so das gesamte Dorf in Gefahr gebracht. Der Wiener Universitätsprofessor am Institut für Staatswissenschaft, Walter Manoschek, hält dem entgegen, dass die Deserteure wichtiger Teil des Widerstands gewesen seien. "Unabhängig von ihrer Motivation haben sie unter Todesgefahr dazu beigetragen, die Wehrmacht zu schwächen und die Niederlage des Nationalsozialismus zu beschleunigen", sagt Manoschek im Standard-Gespräch. Der Wissenschafter wird diesen Freitag die Hauptrede bei der Enthüllung des Gedenksteines halten.

"Versöhnung und Vergebung"

Als Reaktion auf die heftigen Debatten um das Gedenken an die Deserteure hat die Pfarre und Gemeinde bereits vergangenen Sonntag ihrerseits zwei Gedenktafeln am Friedhof anbringen lassen. Im Unterschied zum Stein auf dem Grundstück der Krankenkasse sind die Gedenktafeln ohne die Namen der Opfer gestaltet. Sie sollen ein Zeichen "zur Erinnerung und Mahnung mit der Bitte um Versöhnung und Vergebung" sein, steht als letzter und laut Pfarrer Alois Dürlinger "wichtigster Satz" auf den Tafeln zu lesen.(Thomas Neuhold, DER STANDARD, 8.8.2014)