Wer kennt das nicht? Die Zeit eilt, ein Termin steht an. Straßenbahn? Nein! Fahrrad geht schneller. Rauf auf den Sattel, die Fahrt geht los, es geht dahin, rasant, die Bahn ist frei. Danke an den Erfinder des Radwegs. Aber: Halt! Was ist das? Ein Lieferwagen blockiert den Weg.

Hindernisse auf dem Radweg sind keine Seltenheit. Das jedenfalls spiegeln die zahlreichen Fotoeinsendungen wider, die ein Hamburger Fahrradfahrer auf seinem Blog things on bike lanes sammelt. Mit den Handyfotos anderer Hamburger Radler füttert er auch seinen Twitteraccount. Sie zeugen vom teilweise skurrilen Hürdenritt, dem Citybiker im Alltag ausgesetzt sind.

"Einige schicken so viele Fotos, dass ich glaube, das sind wohl Fahrradkuriere", sagte der anonyme Initiator des Blogs in einem Interview am Dienstag mit der ZEIT. Darin berichtet er von der Bandbreite an Gegenständen, die seine Strecken blockieren. Als ihm einmal "eine Matratze, ein Bauzaun und ein Hund" auf dem Weg zur Arbeit begegneten, sei ihm die Idee gekommen, ein Foto zu schießen. Erst später habe er an einen Sammelblog gedacht.

Die Kreativität oder Unachtsamkeit von Lokalbetreibern, Autofahrern oder Bauarbeitern ist groß, wenn es darum geht, ausgefallene Objekte auf dem Radstreifen zu platzieren: Umgekippte Bauzäune, schlafende Hunde, Straßenschilder oder wuchernde Sträucher verlangen von Hamburgs Stadtradlern so manches Ausweichmanöver.

Hier verstellt beispielsweise ein Dixi-Klo den Weg. Ob es sich dabei um eine Serviceeinrichtung für Fahrradfahrer handelt, bleibt offen.

Auch dieser Schildbürgerstreich - eine Laterne, die mitten aus einem frisch gepflasterten Radweg wächst - ist beeindruckend. Das vertikale Hindernis ist nicht ganz ungefährlich:

Die häufigsten Schikanen sind parkende Autos oder Lieferwägen. Der Blogbetreiber will "niemanden an den Pranger stellen, deswegen anonymisiere ich die Autokennzeichen". Mitunter auch die der Polizei, wenn diese den richtigen Parkplatz verfehlt:

Er sei nicht wütend, "nur genervt", so der Hamburger Hürdenblogger. Eigentlich fahre er einfach nur gern Rad. Er wünscht sich, dass Politiker dem Fahrradfahren in der Stadt mehr Priorität einräumen. Wären Autospuren so zugewuchert und vollgestellt wie so mancher Radweg, "gäbe es einen Aufschrei der Autofahrer".

Das Phänomen, die tägliche Hindernisstrecke per Handyfoto festzuhalten, greift inzwischen auch auf andere Städte über. Neue Blogs werden gegründet, zum Beispiel aktuell die rad[irr]wege aus Augsburg, die von "Paradebeispielen sinnbefreiter Beschilderung und Straßenmalerei" berichten. Von überall trudeln Bilder von Schikanen ein. So wie dieses aus Berlin:

Slalom, Kamikaze oder Hürdensprint: Oft bleibt dem Fahrradlenker nichts anderes übrig, als abzusteigen und zu schieben. (Anja Melzer, derStandard.at, 6.8.2014)