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Die Lehman-Pleite im September 2008 führte zu globalen Schockwellen im Finanzsystem und hatte weltweit Staatshilfen für Großbanken nötig gemacht.

Foto: AP Photo/Mary Altaffer

"Unglaubwürdig": Knapp zusammengefasst ist das die Schlussfolgerung der obersten US-Bankenaufseher nach eingehender Analyse der Testamente von elf Großbanken. Diese Testamente von europäischen und US-Geldhäusern sollen verhindern, dass es wie im September 2008 nach der Pleite von Lehman Brothers zu globalen Schockwellen kommt und der Steuerzahler zur Bankenrettung herhalten muss.

In den Testamenten sollen die Geldhäuser Vorkehrungen treffen, damit sie ähnlich wie Unternehmen ordentlich abgewickelt werden können. Das Ziel: Bei künftigen Bankenpleiten sollen keine Steuermittel mehr zur Rettung genutzt werden. Die US-Bankenaufseher haben nun die erste Welle der eingereichten Dokumente untersucht.

"Unrealistische Annahmen"

Für Thomas Hoenig, Vizepräsident der US-Einlagensicherung FDIC, sind die Pläne "mangelhaft, und sie können nicht überzeugend zeigen, wie in einer Pleite eine dieser Firmen in Konkurs gehen kann, ohne eine Finanzkrise auszulösen". Auf den tausenden Seiten von Dokumenten, die von den Großbanken eingereicht wurden, finden sich laut Hoenig und der US-Notenbank Fed zu viele "unrealistische Annahmen", etwa wie sich Kunden und Vertragspartner im Krisenfall verhalten werden.

Staatshilfe nötig

Tatsächlich zerpflückt Hoenig die vorgelegten Pläne: "Sie zeigen kaum eine Möglichkeit auf, um angemessen mit einer Pleite umzugehen, ohne eine Form von staatlicher Hilfe. Die Wirtschaft würde fast sicher in eine Krise stürzen." Am Ende könnte daher erst recht wieder direkte oder indirekte staatliche Unterstützung nötig sein, um Banken aufzufangen.

Die Situation wird noch dadurch verschärft, dass die untersuchten Bankengruppe seit der Finanzkrise 2008 noch größer und enger vernetzt geworden sind. So ist der nominale Wert der Derivate - Wertpapiere, die vom Kurs anderer Wertpapiere abhängig sind - um 30 Prozent auf über 60 Billionen Dollar gestiegen.

Auch Deutsche Bank und UBS untersucht

Unter den elf Instituten, deren Testamente von den Behörden untersucht wurden, waren auch europäische Institute, nämlich die Deutsche Bank, die britische Barclays und die Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS. Daneben haben die größten US-Banken ihre Pläne eingereicht: Bank of America, Bank of New York Mellon, Citigroup, Goldman Sachs, JPMorgan Chase, Morgan Stanley und State Street Corp.

Die Testamente sind eine der Reaktionen vonseiten der Regierung auf die Krise. In den USA sind sie Teil des Dodd-Frank-Acts. Auch in Europa ist die Nachfolge-Regelung zentral für das neuen Banken-Sanierungsrecht. Auch alle heimischen Banken müssen verpflichtend ab Juli 2015 Testamente an die Aufsicht übermitteln. (sulu, derstandard.at, 6.8.2014)