Vor wenigen Monaten war es der Energiesektor, nun entdecken Investoren aus dem Reich der Mitte Italiens Industrie: Nachdem sich chinesische Investoren bei Eni, Enel, Ansaldo Energia und Cdp Reti eingekauft haben, schicken sie sich an, Anteile an Telecom Italia, Italiens größten privaten Industriekonzern Fiat-Chrysler-Automobile (FCA) und an der Kabelgruppe Prysmian zu erwerben.

Die chinesische Zentralbank, die People's Bank of China, ist in den vergangenen Tagen mit je zwei Prozent beim einstigen Staatsmonopolisten Telecom Italia, bei Fiat Chrysler und bei Prysmian eingestiegen. Wie die Börsenaufsicht Consob meldete, haben die Chinesen für die drei Beteiligungen rund 500 Millionen Euro ausgegeben und damit das gesamte, heuer eingegangene Engagement bei Italiens börsennotierten Unternehmen auf drei Milliarden Euro erhöht. Weitere zwei Milliarden wurden in eine Beteiligung am Netzbetreiber Cdp reti gesteckt. In Summe haben die Chinesen damit seit Jahresbeginn rund fünf Mrd. Euro in Bella Italia investiert.

Markenbewusstsein

Der Fokus des chinesischen Interesses liegt in Unternehmen mit einer starken Präsenz am Inlandsmarkt und einem renommierten Markenzeichen (Telecom Italia, Enel). Wohl eher kein Zufall ist, dass die chinesische Beteiligung an Telecom Italia just an jenem Tag bekannt wurde, als der spanische Mehrheitsaktionär von Telecom Italia, Telefónica, bekanntgab, aussteigen zu wollen.

In Mailänder Finanzkreisen wird das neu erwachte Interesse der chinesischen Einkäufer an Italien nicht nur als Vertrauenssignal in einen wirtschaftlichen Aufschwung des Landes gewertet. Das Engagement sei auch als Konsequenz der Bemühungen von Regierungschef Matteo Renzi zu werten, die bilateralen Beziehungen zu verbessern. Renzi war zu Jahresmitte auf Staatsbesuch in China, kurz danach hat eine Gruppe von 300 italienischen Unternehmen den asiatischen Riesen besucht. Vor allem aber sind die jüngsten Investitionen in Italien ein weiterer Beleg dafür, dass die chinesische Führung entschlossen ist, ihr Auslandsengagement geografisch zu diversifizieren. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 6.8.2014)