Krems - Mit einem Wikingerschiff die Enns befahren, von Nationalpark-Rangern "durch Höhlen zu verborgenen Wassern" geführt werden oder beim "Lady Special Bike Weekend" die Mountainbike-Fahrtechnik verbessern: Im Nationalpark Kalkalpen hat man sich eine ganze Reihe von Angeboten überlegt, um die Berge und Flüsse der Gegend für Besucher attraktiv zu machen.

"Bei der Produktentwicklung ist die Region schon recht weit", erklärt Christian Maurer, Professor für E-Tourismus am Institut für Tourismusmanagement der IMC Fachhochschule Krems. Andere europäische Regionen, die am Projekt "InRuTou" - Innovation in Rural Tourism - teilhaben, das Maurer leitet, hätten da noch mehr Aufholbedarf.

Das EU-geförderte Projekt zielt darauf ab, den Tourismus in europäischen Gebirgsregionen zu stärken, in denen eine einschlägige Infrastruktur noch schwach ausgebildet ist. Neben Schulungen und Workshops soll die gezielte Nutzung aktueller Kommunikationstechnologien für eine nachhaltige Entwicklung sorgen. Werkzeuge wie eine E-LearningPlattform, Online-Foren und eine Smartphone-App sollen dazu beitragen, lokale Touristiker weiterzubilden, potenzielle Kunden zu informieren und für einen internationalen Austausch zu sorgen.

Neben den österreichischen Kalkalpen sind Berggebiete im Apennin in Ligurien in Italien und in den polnischen, ukrainischen und rumänischen Karpaten als Pilotregionen mit an Bord. Zwischen den Anbietern in den dünn besiedelten Bergregionen liegen oft große Distanzen. "Es mangelt an Zusammenarbeit. Der Fokus liegt lediglich auf der Leistungserbringung und zu wenig auf Bewerbung und Vermarktung der Leistungen", sagt Maurer. "In abgelegenen Gebirgsregionen steht zumeist wenig Budget für touristische Aktivitäten zur Verfügung und vielfach fehlt es am einschlägigen Wissen im Marketing-Bereich."

Trainer als Multiplikatoren

In jeder der Pilotregionen werden deshalb Trainer ausgebildet, die als Multiplikatoren dienen und ihr Wissen an die regionalen Anbieter weitergeben sollen. In maßgeschneiderten Online-Kursen wird zudem Know-how zu nachhaltigem Wirtschaften, zum Markenaufbau, zu regionalen Kooperationen und zu Kommunikationsmitteln weitergegeben. Die Anbieter sollen ihre Produkte weiterentwickeln, Produktverknüpfungen und Events konzipieren und ein vitales touristisches Netzwerk in ihrer Region erschaffen. Mit der Verdichtung vieler kleiner Attraktionen sollen Urlauber auch überregional angelockt und zum längeren Verweilen bewegt werden. "Wenn die Besucher beispielsweise am Bauernhof ihre eigene Butter rühren, dann ein Schaubergwerk besuchen und noch einen Malkurs machen können, gewinnt das Urlaubsziel an Attraktivität."

Zu den Online-Lernmodulen gehören auch Fallbeispiele, Aufgabenstellungen und Experteninterviews, die etwa das Thema Nachhaltigkeit vertiefen. Auf der zugehörigen Kollaborationsplattform sollen die Menschen in den verschiedenen Regionen voneinander lernen und Methoden und Ideen adaptieren. Der gesamte Trainingsprozess wird evaluiert.

Schulungen und intensive Vernetzung sollen die Voraussetzungen schaffen, dass sich etwa Anbieter aus verschiedenen Bereichen unter einer gemeinsamen Marke organisieren. Informationen zu Hotels, Pensionen, Restaurants, Events und anderen Attraktionen sollen auf eigenen Web-Plattformen und als Apps angeboten werden, auch um die teuren Gebühren bei Buchungsplattformen zu umgehen. Maurer: "Ein gemeinsamer Auftritt in den verschiedenen Kommunikationskanälen kostet weniger, und alle haben einen Nutzen davon." (pum, DER STANDARD, 6.8.2014)