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Israel zieht die Bodentruppen aus dem Gazastreifen ab.

Foto: AP Photo/Tsafrir Abayov

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Israelische Soldaten nach ihrer Rückkehr aus dem Gazastreifen.

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Jerusalem - Zwischen Israel und militanten Palästinensergruppen im Gazastreifen hat am Dienstag eine dreitägige Waffenruhe begonnen. Ägypten hatte die Feuerpause vermittelt. Diese trat um 8.00 Uhr Ortszeit (7.00 Uhr/MESZ) in Kraft. Minuten zuvor feuerten militante Palästinenser noch Raketensalven auf israelische Städte wie Jerusalem und Ashdod ab. Die israelischen Bodentruppen haben sich seither nach Armeeangaben komplett aus dem Gazastreifen zurückgezogen. "Alle unsere Streitkräfte haben Gaza verlassen", sagte General Moti Almos dem israelischen Militärradio.

"Die israelischen Streitkräfte werden in defensive Positionen außerhalb des Gazastreifen positioniert werden, und wir werden diese defensive Positionen halten", hatte Armeesprecher Peter Lerner gegenüber Reportern angekündigt. Israel hatte seine Bodenoffensive am 17. Juli begonnen.

Viele Palästinenser kehren jetzt in ihre Wohnviertel zurück. "Die Menschen beginnen, die UN-Schutzräume zu verlassen", teilte der Sprecher des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Chris Gunness, am Dienstag mit. Die einmonatige israelische Offensive im Gazastreifen hat schwere Verwüstungen in dem Palästinensergebiet hinterlassen. Tausende Menschen haben nach UN-Angaben keine Bleibe mehr. Rettungskräfte begannen am Dienstag mit der Bergung von Leichen aus Trümmerbergen.

Verhandlungen über Waffenstillstand

Israel stimmte nach offiziellen Angaben dem von Ägypten ausgearbeiteten Vorschlag zu, sagte Regierungssprecher Mark Regev am Montag dem US-Fernsehsender CNN. Die radikalislamische Hamas erklärte ebenfalls ihre Zustimmung, sagte ihr Sprecher Sami Abu Zuhri. Zuvor hatte auch der Leiter der palästinensischen Delegation, Assam al-Ahmed, in Kairo vor Journalisten betont, die palästinensische Seite habe den ägyptischen Vorschlag angenommen.

Vertreter der Palästinenser, unter ihnen Unterhändler der radikalislamischen Hamas, waren seit Sonntag zu Verhandlungen in der ägyptischen Hauptstadt. Nun sollen in der ägyptischen Hauptstadt auch Verhandlungen über einen Waffenstillstand beginnen.

Tunnel zerstört

Noch vor Beginn der Waffenruhe hat die israelische Armee angegeben, im vergangenen Monat 32 Tunnel der Hamas im Grenzgebiet zu Israel zerstört zu haben. "Wir haben diese Bedrohung ausgeräumt", sagte Militärsprecher Peter Lerner am Dienstag. Die radikal-islamische Organisation habe nach seinen Informationen 100 Millionen Dollar in diese Tunnel investiert.

Insgesamt habe die Armee seit dem 8. Juli 4.800 Ziele in dem Palästinensergebiet angegriffen, sagte Lerner. 82.000 Reservisten seien für die Kämpfe eingezogen worden. Bei Kämpfen und Luftangriffen seien rund 900 militante Palästinenser getötet worden.

Die israelische Armee habe bei ihren Angriffen etwa 3.000 Raketen der militanten Organisationen zerstört und diese hätten während des Krieges mehr als 3.300 Raketen auf Israel abgefeuert. Damit verfügten sie etwa noch über 3.000 Geschoße.

Palästinenser wollen in internationalen Strafgerichtshof

Die Palästinenserregierung wirft Israel vor, während des dreiwöchigen Gaza-Kriegs Kriegsverbrechen begangen zu haben. "In den vergangenen 28 Tagen gab es klare Beweise für Kriegsverbrechen von israelischer Seite, die sich zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit summieren", sagte der palästinensische Außenminister Riad al-Malki am Dienstag. Auch Vertreter der Vereinten Nationen hatten von "Anzeichen" für Kriegsverbrechen gesprochen, allerdings auf beiden Seiten. Auf internationale Kritik war der Beschuss von UN-Einrichtungen durch israelische Truppen gestoßen, in denen Flüchtlinge Schutz vor den Kämpfen gesucht hatten.

Al-Malki sagte weiter, die Palästinensische Autonomiebehörde bemühe sich um Aufnahme als Mitglied des Internationalen Strafgerichtshofs. Dies würde eine weitere diplomatische Konfrontation mit Israel und den USA bedeuten, die einseitige Bestrebungen der Palästinenser zur Mitgliedschaft in internationalen Organisationen als Abkehr von Verhandlungen über eine Zweistaatenlösung ablehnen. Der Strafgerichtshof zur Verfolgung von Kriegsverbrechern nimmt seine Arbeit erst dann auf, wenn ein Staat unwillig oder unfähig ist, eigene Ermittlungen gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher einzuleiten.

UN wollen behilflich sein

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat die neue Waffenruhe im Gaza-Konflikt begrüßt. In einer in New York herausgegebenen Erklärung rief Ban nach Angaben eines Sprechers alle Parteien auf, sich an die Abmachung zu halten.

Ban rief die Parteien auf, sich sobald wie möglich in Kairo zu Gesprächen über eine dauerhafte Waffenruhe sowie über die zugrundeliegenden Themen zu treffen. Solche Gespräche seien der einzige Weg, die Gewalt zu stoppen, die schon zu viele Opfer gefordert habe. Die UN stünden bereit, hierbei behilflich zu sein.

Ihre Mitgliedsstaaten werden sich am Mittwoch auf einer Vollversammlung mit dem Gaza-Konflikt beschäftigen. Nach Angaben einer Sprecherin vom Montag werden ranghohe UN-Vertreter die Botschafter der 193 Länder per Videokonferenz über die Situation informieren. (APA, 4.8.2014)