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Bleibt nicht beim Alten: Der Mobilfunkanbieter "3" stellt seinen SixBack-Tarif nun auch für Bestandskunden ein.

Foto: APA/Fohringer

Der Mobilfunkanbieter "3" stellt seinen Alt-Tarif "SixBack", bei dem Kunden pro eingehender Gesprächsminute 6 Cent auf die Rechnung gutgeschrieben werden, ein. Betroffene Kunden werden auf einen neuen Tarif umgestellt, der jedoch schlechtere Vertragsbedingungen bietet. "SixBack hat zu einer Zeit Sinn gemacht, als es noch andere Tarif- und Vorleistungsstrukturen gegeben hat", so "3"-Pressesprecher Tom Tesch auf Anfrage des WebStandard zur Einstellung des Tarifs. Außerdem sei der Tarif von "schwarzen Schafen" missbräuchlich verwendet worden.

Außerordentliches Kündigungsrecht

Noch im August sollen alle SixBack-Vertragsinhaber über die Änderungen informiert werden. Die betroffene Kundenzahl bewege sich laut "3" im niedrigen vierstelligen Bereich, genauere Zahlen will man nicht veröffentlichen. SixBack-Kunden haben drei Möglichkeiten: Sie werden mit 1. Oktober 2014 automatisch auf den neuen NewSix-Tarif umgestellt, sie nehmen das außerordentliche Kündigungsrecht in Anspruch oder sie wechseln als spezielles Angebot kostenlos auf einen der HalloSIM-Tarife.

Schlechtere Vertragsbedingungen

Die neuen NewSix-Tarife besitzen zwar dieselben monatlichen Grundentgelte wie die bisherigen Tarife, der SixBack-Bonus fällt mit ihnen jedoch gänzlich weg. Für eingehende Anrufe kann kein Guthaben mehr gesammelt werden, bestehendes Guthaben kann nur bis zum 31. März 2016 weiterverwendet werden. Außerdem wird, wie bereits in den anderen aktuellen Tarifen von "3", eine Anpassung der Grundentgelte an den Verbraucherpreisindex, eine jährliche Servicepauschale in Höhe von 20 Euro und eine Kündigungsfrist von zwölf Wochen eingeführt. Immerhin bleibt das für Neukunden nicht mehr erhältliche 3LikeHome auch nach der Umstellung auf den NewSix-Tarif bestehen.

"Ein ganzes 3Leben lang" dauert neun Jahre

Die Änderungen, die damit allesamt zulasten der Vertragsinhaber gehen, sorgen im Mobilfunkforum LTEForum.at für Aufregung unter den Nutzern. Seit dem Wochenende wurden dort zu diesem Thema mehr als 130 Beiträge verfasst. Besonders der Wegfall des bestehenden Guthabens mit 31. März 2016 wird kritisch beurteilt, und mehrere Vertragsinhaber überlegen sich rechtliche Schritte gegen "3". Denn bei der Ankündigung der Tarife am 4. Juli 2007 hieß es in der Pressemitteilung, dass das Guthaben "ein ganzes 3Leben lang" gelte und nicht verfalle.

"Kein Vertragsbestandteil"

"Diese Formulierung fand sich einzig in einer Presseaussendung, war aber kein Vertragsbestandteil und wurde daher niemals vertraglich vereinbart", so "3"-Pressesprecher Tom Tesch gegenüber dem WebStandard. Die Nutzer von LTEForum.at sehen das anders. "Dies widerspricht eindeutig der Pressemitteilung (...), in der damit geworben wird, dass das Guthaben nicht verfällt. Ein rechtlich äußerst fragwürdiges Vorgehen und sicherlich Basis vieler gerichtlicher Auseinandersetzungen zwischen '3' und seinen Kunden", meint etwa Forennutzer jb-net.

Erst im März landete ein Verfahren wegen der Marketing-Aussage "ein Leben lang" vor dem Obersten Gerichtshof. A1 bzw. die Telekom bewarb ab dem Jahr 2007 Tarife mit diesem Slogan, führte Jahre später aber eine Servicepauschale in Höhe von 15 Euro ein. Der OGH bestätigte jedoch ein Urteil des Oberlandesgericht Wien, dass die Werbeaussage so zu interpretieren sei, dass das Unternehmen "auf Preiserhöhungen während der gesamten Laufzeit des Vertragsverhältnisses verzichte".

Missbräuchliche Nutzung durch "schwarze Schafe"

Mit dem SixBack-Tarif erhielten Vertragsinhaber pro eingehender Gesprächsminute aus anderen österreichischen Mobilnetzen wie schon erwähnt einen Betrag von 6 Cent auf die Rechnung gutgeschrieben. Manche Nutzer sollen das sogenannte "SixBack-Loaden" sehr exzessiv betreiben und auf diese Art dank Flatrate-Tarifen anderer Mobilfunkanbieter Guthaben in Höhe von mehreren Hunderten oder gar Tausenden Euro angesammelt haben.

Der Tarif sei laut "3" aber nur dafür gedacht gewesen, das Guthaben durch normales Telefonieverhalten zu sammeln. "Leider wurde Sixback jedoch von manchen Kunden missbräuchlich bzw. gewerblich genutzt", so Tesch. Eine Zeit lang habe "3" das Verhalten dieser "schwarzen Schafe" geduldet, nun schiebe man dem aber einen Riegel vor. "Wir wollen nicht, dass viele Kunden für einige wenige mitzahlen."

Terminierungsentgelte stark gesenkt

Zumindest anfangs hat sich das Angebot für "3" gelohnt. Pro eingehender Minute aus fremden Mobilnetzen erhielt der Mobilfunker damals Terminierungsentgelte in Höhe von 11,86 Cent, die mit SixBack zum Teil an Kunden weitergegeben wurden. In den letzten Jahren wurden die Terminierungsentgelte vom Telekomregulierer RTR jedoch sukzessive gesenkt, zuletzt im November 2013 auf 0,8049 Cent pro Minute – nur noch ein Bruchteil der 6 Cent, die "3" seinen SixBack-Kunden zahlt. (Martin Wendel, derStandard.at, 5.8.2014)