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Am Samstag ist erneut ein Öllager bei Tripolis in Brand geraten.

Foto: REUTERS/Hani Amara

Tripolis/Libyen/Tobruk/Benghazi - Libyen kann angesichts anhaltender Gefechte in der Hauptstadt vorerst nicht durchatmen. Ein Haupt-Treibstofflager in Tripolis nahe dem internationalen Flughafen wurde in Brand geschossen und die erste offizielle Sitzung des neu gewählten libyschen Parlaments in der ostlibyschen Stadt Tobruk ist auf Montag verschoben worden. Wenigstens öffnete Tunesien wieder seine Grenzen für flüchtende Libyer.

Brennendes Öllager

In Tripolis geriet am Samstag nach Raketenbeschuss erneut ein Öllager in Brand. An der Straße zum internationalen Flughafen stiegen schwarze Rauchwolken auf, berichteten libysche Medien. Der Großtank sei von einer Rakete getroffen worden, die eine Miliz bei den Kämpfen in dem Gebiet abgefeuert habe, teilte die Nationale Ölgesellschaft (NOC) am Samstag mit. Aus der Anlage in der Nähe des Flughafens wird die Hauptstadt mit Öl versorgt.

Bereits Anfang dieser Woche waren zwei Raketen in einem riesigen Benzinlager eingeschlagen und hatten einen Großbrand entfacht. Seit rund drei Wochen kämpfen Milizen um die Kontrolle des Flughafens.

Laut lokalen Medien vom Samstag sind in der ostlibyschen Stadt Tobruk rund 160 Abgeordnete wegen der Krise im Land zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Mehrere Parlamentarier hätten gefehlt, deshalb habe es sich nur um ein Vorbereitungstreffen gehandelt. Die abwesenden Abgeordneten sollten nun zwei Tage mehr Zeit erhalten, um in die Stadt zu kommen, meldete das Nachrichtenportal "Libya Herald".

Neue Parlament kann Arbeit nicht aufnehmen

Ursprünglich sollte die bisherige libysche Nationalversammlung ihre Macht am kommenden Montag in Tripolis an das neue Parlament übertragen. Wegen der andauernden Kämpfe in der Hauptstadt wurde die erste Sitzung jedoch in das mehrere Hundert Kilometer östlich gelegene Tobruk verlegt. Der Vorsitzende der Nationalversammlung, Nuri Abu Sahmein (Abusahmein), hält jedoch an der formellen Machtübergabe in Tripolis fest. Mehrere Abgeordnete aus der Stadt Misrata beschlossen deshalb, nicht nach Tobruk zu reisen, wie die Nachrichtenseite Al-Wasat berichtete.

Kämpfe zwischen Milizen

Heftige Kämpfe zwischen verfeindeten Milizen in den Städten Tripolis und Benghazi (Bengazi) haben das Land in den vergangenen Wochen in ein Chaos und Machtvakuum gestürzt. Mit der Konstituierung des neuen Parlaments verbinden viele Libyer die Hoffnung auf ein Ende der Gewalt und mehr politische Stabilität.

Bei der Wahl für das rund 200-köpfige Abgeordnetenhaus Ende Juni waren nur unabhängige Kandidaten und keine Parteilisten erlaubt, um politische Machtkämpfe einzuschränken. Deshalb wird sich erst nach der Bildung von Fraktionen genau zeigen, welche politische Strömung wie stark vertreten ist.

Wegen der fortdauernden Kämpfe in Tripolis und Benghazi mit fast 200 Toten und mehreren Hundert Verletzten sind bereits Tausende Libyer ins benachbarte Tunesien geflohen. Tunis öffnete einen großen Grenzübergang wieder, nachdem Flüchtlinge versucht hatten, ihn zu stürmen. Die meisten Diplomaten haben das Land verlassen. Am Freitag schloss auch Großbritannien seine Botschaft vorübergehend. (APA, 2.8.2014)