Kathmandu - In Nepal hat die Armee nach dem Erdrutsch, der einen bedrohlichen Stausee geschaffen hat, mit der Sprengung des Damms aus Schlamm und Geröll begonnen. Soldaten hätten am Samstag Sprengstoff an der Stelle gezündet, wo das Wasser gerade über den Damm zu fließen begann, berichteten lokale Medien.
Nepals Premierminister Sushil Koiral hatte zuvor angeordnet, schnellstmöglich zu handeln, weil ein Bruch des Dammes die Ortschaften flussabwärts gefährde. Der gewaltige Erdhaufen ist knapp 90 Meter hoch und blockiert das ganze Tal. Der dadurch aufgestaute Fluss Sunkoshi formte einen See, der sich laut lokalen Medien inzwischen über drei Kilometer erstreckt.
Besorgniserregende Situation
Die nepalesische Regierung hatte in der Region rund um den Erdrutsch und den dadurch aufgestauten Fluss den Notstand ausgerufen. "Wenn der Damm aus Schlamm bricht, würde das noch mehr Zerstörung bringen", sagte Innenminister Bamdev Gautam am Samstagvormittag. Das Himalaya-Land stehe einer besorgniserregenden Situation gegenüber. Der anwachsende Stausee soll bereits 50 Häuser "verschluckt" haben
700 Sicherheitskräfte wurden in die Region Sindhupalchok östlich der Hauptstadt Kathmandu geschickt. Alle verfügbaren Helikopter auch von privaten Fluggesellschaften seien alarmiert worden, hieß es. Nepal habe zusätzlich Hilfe bei den Nachbarländern Indien und China angefragt. Tausende Menschen haben sich in dem betroffenen Gebiet in Sicherheit gebracht. In den vergangenen Tagen hatte es in der Region starke Monsun-Regenfälle gegeben.
Evakuierung auch in Indien
Nach dem Erdrutsch müssen nun auch im benachbarten Indien Zehntausende in Sicherheit gebracht werden. Im Nordosten des Landen verließen mindestens 34.000 Menschen aus Angst vor Hochwasser ihre Häuser. Nach Angaben des Katastrophenschutzes vom Sonntag müssten insgesamt 200.000 Menschen evakuiert werden.
Notfallsitzung
Die Erdbewegungen hatten den Fluss Sunkoshi blockiert und einen riesigen, bedrohlichen Stausee geschaffen. Der Damm könne nicht von Hand beseitigt werden, technische Geräte würden den Ort wegen der blockierten Nationalstraße nicht erreichen, sagte Polizeisprecher Subodh Ghimire am Samstagvormittag.
Bei dem Erdrutsch seien in der Nacht zum Samstag acht Menschen getötet worden, mindestens 18 würden noch vermisst, berichtete das Nachrichtenportal "Ekantipur.com". Etwa zwei Dutzend Häuser seien schon Samstagmorgen unter den Massen aus Erde und Geröll begraben worden. Der am Morgen bereits zwei Kilometer lange See blockierte den Araniko Highway, die einzige Straße zwischen Nepal und China.
Die nepalesische Armee untersuchte von Helikoptern aus, ob der natürliche Damm gesprengt werden könne, um das Wasser abzulassen, sagte Polizeisprecher Ghimire weiter. Die Regierung kam zu einer Notfallsitzung zusammen.
100 Vermisste
Der TV-Sender Kantipur Television berichtete, Regierungsvertreter gingen von mehr als 100 Vermissten aus.
Tausende Menschen aus dem etwa 90 Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu gelegenen Tal verbrachten laut lokalen Medien die Nacht auf Sonntag in höher gelegenen Gegenden, entweder in Häusern von Freunden oder in Camps der Lokalregierung. Ein Überlebender berichtete, dass 19 seiner Angehörigen unter den Massen aus Erde und Steine lägen. (APA, 3.8.2014)