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Auf seinem Weg in Geschichtsbücher des Sumo räumte der Ägypter Abdelrahman Shalan, genannt Osunaarashi (rechts), auch schon den Yokozuna Kakuryu aus dem Weg.

Foto: Reuters

Nagoya/Wien - Die Gebote des Ramadan und Spitzensport sind oft nur schwer unter einen Hut zu bringen. Aber der Wille kann Berge versetzen - im Fall von Abdelrahman Shalan jedenfalls Fleischberge. Der Ägypter sorgt seit mehr als einem Jahr für erhebliches Aufsehen im japanischen Traditionssport Sumo. Zuletzt fügte der 22-Jährige zwei Yokozunas, wie die höchstrangigen Athleten ihrer Zunft heißen, peinliche Niederlagen zu. Osunaarashi, der "große Sandsturm", wie Shalan mit seinem Sumo-Namen heißt, besiegte die aus der Mongolei stammenden Yokozuna Harumafuji und Kakuryu im großen Turnier von Nagoya.

Dieser Erfolg - noch nie in der mehr als hundertjährigen professionellen Geschichte dieses Sports konnte ein Ringer seine ersten beiden Duelle mit den höchstrangigen Kontrahenten für sich entscheiden - war umso bemerkenswerter, als Shalan/Osunaarashi das Fastengebot des Ramadan beachtete, also groß ausgedrückt zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang weder Nahrung noch Flüssigkeit zu sich nahm.

Gewichtsverlust

Der erste Muslim und Athlet aus Afrika, der seinen Weg ins professionelle Sumo fand, verlor daher auch gut fünf seiner davor 156 Kilogramm, die sich auf 1,89 Meter Körpergröße verteilten. "Außerhalb des Ramadan habe ich nach jedem Kampf leichte Kopfschmerzen", sagte Osunaarashi in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, "aber während des Ramadan leide ich ständig unter starken Kopfschmerzen."

Als Osunaarashi noch Abdelrahman Shalan hieß, war er ein großer, muskulöser Teenager mit einem Faible für Bodybuilding. Ein Freund legte ihm Fernsehübertragungen von Sumo-Turnieren ans Herz. "Ich fand diesen Sport grauenhaft, wie wenn sich zwei Elefanten rempeln." Nach einem Versuch bei einem Juxturnier in Kairo beschäftigte sich der junge Mann aber eingehender mit der Sache. Er reiste 2011 nach Japan und wurde als Lehrling im OOnomatsu-Sumo-Schule aufgenommen. Sein Talent wurde gefördert, sein Körper geformt.

Die Meister rufen

Im November des Vorjahres kämpfte Osunaarashi erstmals in der höchsten der sechs professionellen Sumo-Divisionen. Für die in diesem Jahr noch verbleibenden Großturnieren in Tokio (September) und Fukuoka (November) wird erwartet, dass Osunaarashi, derzeit ein sogenannter Maegashira, in den ersten der insgesamt vier Meisterränge aufsteigt, deren letzter der Yokozuna ist, der auf Lebenszeit vergeben wird.

Derzeit gibt es drei aktive Yokozuna, die allesamt aus der Mongolei stammen. In Japan gilt es als Krise des Sports, dass Nicht-Japaner von Erfolg zu Erfolg eilen. Der letzte Yokozuna aus Japan war Takanohana, geboren in Tokio. Er trat 2003 zurück. (lü, DER STANDARD, 2.8.2014)