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Nach der Veröffentlichung neuer iOS-Versionen klagen viele Nutzer über langsamer reagierende Geräte.

Das Starten des Smartphones dauert länger, Apps öffnen langsamer und auf Eingaben reagiert das Handy erst verspätet. Besonders Nutzer von iPhones berichten mit zunehmendem Alter ihrer Geräte von solchen und ähnlichen Symptomen. Laura Trucco, eine Studentin der Harvard Universität, ist diesen Beschwerden nachgegangen und konnte in einer Studie nun einen Zusammenhang dieser Beschwerden und dem Veröffentlichungsrhythmus neuer iPhones feststellen. Die Frage, ob Apple seine Telefone tatsächlich absichtlich verlangsamt (Stichwort: geplante Obsoleszenz), kann die Studie jedoch nicht beantworten.

Auswertungen über Google Trends

Wenn Nutzer von ihren langsamen Smartphones frustriert sind, wenden sie sich an eine Suchmaschine, um Lösungen für die Probleme zu finden, so die Theorie von Trucco. Die Studentin hat daher über Google Trends Auswertungen zu dem Suchbegriff "iPhone slow" erstellt und festgestellt, dass es jeweils zur Veröffentlichung neuer iPhone-Modelle Spitzen bei der Anzahl der Suchanfragen gibt. Bei Samsung und anderen Herstellern von Android-Smartphones konnte sie hingegen keinen Zusammenhang mit der Veröffentlichung neuer Modelle feststellen.

Studie erlaubt keine Schlussfolgerungen

Wie es zu diesem Zusammenhang kommt, kann die Studie jedoch nicht erklären. "Die Daten zeigen nur Korrelationen, keine Schlussfolgerungen", so Harvard-Professor Sendhil Mullainathan. Mullainathan weist außerdem darauf hin, dass die Studie lediglich zeige, dass Nutzer plötzlich denken, ihre Telefone reagieren langsamer. "Sie zeigt nicht, dass unsere iPhones tatsächlich langsamer wurden." Nutzer könnten also durch die Verfügbarkeit neuer Modelle lediglich den subjektiven Eindruck erhalten, dass ihre alten Geräte langsamer werden.

Neue iOS-Versionen Schuld?

Sollte dies stimmen, müsste sich dieses Verhalten jedoch auch bei Smartphones anderer Hersteller nachweisen lassen. Dies scheint jedoch nicht der Fall zu sein. iPhones erlangen in der Regel jedoch auch eine weitaus höhere Beachtung in der Medienberichterstattung. Eine weitere Erklärung wäre, dass iPhones tatsächlich langsamer werden – durch die Veröffentlichung neuer iOS-Versionen. Diese erscheinen in der Regel rund um die Veröffentlichung neuer iPhone-Modelle und fallen damit etwa in denselben Rhythmus.

Apple hat Kontrolle über Hard- und Software

Ob eine Verlangsamung von Apple beabsichtigt ist oder ob es sich doch nur um eine Nebenwirkung der Optimierung des Betriebssystems für die neuesten iPhone-Modelle handelt, lässt sich so jeodch nicht feststellen. Apple hätte aber zumindest die Möglichkeiten dafür. Apple habe die Kontrolle über Hard- und Software und damit zumindest in der Theorie ein Motiv (mehr Geräte zu verkaufen) und die Mittel (Kontrolle über das Betriebssystem), das Gerät zu verlangsamen, so Mullainathan.

"Samsung fehlt es an den Mitteln"

Google habe hingegen nur die Mittel, jedoch kein Motiv, und Herstellern wie Samsung fehle es wiederum an den Mitteln, erklärt Mullainathan. Er übersieht dabei jedoch, dass Samsung und auch andere Hersteller über selbst-entwickelte Oberflächen wie TouchWiz sehr wohl auch die Mittel haben, um die Softwareentwicklung zu beeinflussen. Zumindest anhand von Google Trends lässt sich jedoch kein Zusammenhang zwischen langsamer werdenden Android-Smartphones und der Veröffentlichung neuer Modelle bzw. neuer Software-Versionen feststellen. (wen, derStandard.at, 30.07.2014)