Das Cover dieses Buchs macht klar: Hier geht es um Radsporttrikots.

Foto: covadonga

Der Radsport hat so manchen Grund, sich eher mit der Vergangenheit als der Gegenwart zu beschäftigen, wo doch Negativschlagzeilen die Berichterstattung dominieren. Auch die nicht enden wollende Retrowelle - von afri-Cola bis zum Yps-Heft - ist der Grund, warum viele Fans lieber verklärt auf die glorreichen alten Tage zurückblicken, als den aktuellen Rennsport in ähnlicher Intensität mitzuverfolgen.

Noch einen sehr guten Grund gibt es: Die wunderbaren Renntrikots, die unmittelbar Erinnerungen an außergewöhnliche Fahrer, Mannschaften, Rennen und Momente wachrufen. Die deutschen Autoren Andreas Beune und Rainer Sprehe faszinierten sie so sehr, dass sie einen Bildband dazu geschaffen haben: "Das Buch der Radsporttrikots" versammelt knapp 200 originalgetreue Renntrikots, überwiegend aus den Jahren 1950 bis 2005.

Von Juve bis Stars and Stripes

Bunt, vielfältig, einfach schön sind die alten Originale, an denen die Zeit ihre Spuren hinterlassen hat. Nicht nur das maillot jaune, jenes gelbe "berühmteste und mächtigste Stück Stoff der Welt", ist symbol- und erinnerungsträchtig. Vom Juve-Look von Carpano über die Stars and Stripes von Brooklyn bis hin zum kunterbrunten, verspäteten LSD-Trip des Team Mapei gibt es etliche Highlights, die einen wahlweise "schaudern oder schmunzeln" lassen.

Hemden aus Schnur- und Baumwolle, Polyester und Elastan, die von großen und kleinen Meistern auf zwei Rädern getragen wurden. Leibchen von klassischer Eleganz ebenso wie solche, die Ausdruck modischer Irrwege waren.

Multifunktionale Wäsche

Begleitende, nach Jahrzehnten geordnete Texte erzählen jeweils die Geschichten hinter den gezeigten Textilien, beleuchten verschiedene Schwerpunktthemen und zeichnen die Evolution dieser ganz besonderen Arbeitskleidung nach, die "stets gleichzeitig Funktionswäsche und Proviantbeutel, mobile Litfaßsäule und Erkennungszeichen von Freund und Feind" zu sein hatte.

Anekdoten und Aussprüche ("Das Gelbe Trikot zu tragen, heißt sich unter die Götter dieses Sports zu mischen") von Fahrern und Beobachtern runden das Buch ab. Nicht nur für nostalgische Radsportfans ein Glücksgriff. (fbay, derStandard.at, 28.7.2014)