Der Mond war während der Beta von "Destiny" nur für wenige Stunden als spielbares Areal freigeschaltet.

Foto: Activision/Bungie

Mitte Juli hat Entwickler Bungie die Türen für den Betatest seines kommenden Sci-Fi-Shooters "Destiny" geöffnet. Nachdem zuerst noch ein Beta-Key zur Teilnahme notwendig war, konnten in den letzten Tagen der Beta alle interessierten Spieler einen Blick auf die Vorabversion von "Destiny" werfen. Am Sonntag war der Spaß dann schon wieder vorbei, die Server dürfen nun bis zur Veröffentlichung am 9. September ruhen. Zurück bleiben zahlreiche Eindrücke des MMO-Shooters für PlayStation- und Xbox-Konsolen –
und die Lust nach mehr.

"Shared-World-Shooter"

Nachdem mit "Halo: Reach" im Jahr 2010 der letzte von Bungie entwickelte Teil des Vorzeige-Exklusivfranchises der Xbox erschien, wurde es etwas ruhig um das Entwicklerstudio. Im Februar letzten Jahres gewährte man dann einen ersten Blick auf das neue Werk: "Destiny". Die Entwickler sprechen vom ersten "Shared-World-Shooter", in der Beta kristallisierte sich das Spiel schließlich als eine Kombination von Ego-Shootern wie "Halo" oder "Borderlands" und Online-Rollenspielen wie "World of Warcraft" oder "Guild Wars" heraus.

Einzelspieler-Erlebnis stellt sich nicht ein

Und die Kombination funktioniert, solange man sich in Online-Welten wohl fühlt. Die Entwickler bekräftigten in der Vergangenheit zwar, dass man "Destiny" auch alleine spielen könne, ein "echtes" Einzelspieler-Erlebnis wollte sich beim Spielen der Beta jedoch nicht einstellen. Selbst wenn man ohne Gruppe in Alt-Russland, quasi der einzigen – dafür sehr weitläufigen – spielbaren Karte der Beta, unterwegs ist, begegnet man unweigerlich zahlreichen anderen Spielern. Die "Shared-World" lässt grüßen.

In der Beta von "Destiny" war lediglich der Bereich Alt-Russland auf der Erde spielbar.
Foto: Activision/Bungie

Epische Bosskämpfe

Seine Stärken spielt "Destiny" ganz klar dann aus, wenn man zu dritt mit Freunden im sogenannten Fireteam unterwegs ist. Gerade bei den Endbossen, die bei manchen Missionen lauern und gemeinsam bezwungen werden müssen, stellt sich ein klassisches MMO-Feeling ein. Gleichzeitig ergeben sich damit jedoch auch Probleme. Wird man für Missionen mit fremden Spielern zusammengewürfelt und einer verlässt einer die Truppe, fehlt die plötzlich fehlende Feuerkraft.

Aber auch die Bosskämpfe selbst, die teilweise durchaus epische Ausmaße erreichen, werden kritisiert. So schreibt USgamer, dass "Destiny" unter einem klassischen Problem von MMOs leide: Die Dauer der Bosskämpfe. Diese würden bis zu 30 Minuten in Anspruch nehmen und man müsse fast mehr Angst vor dem Ausgehen der Munition als vor dem Sterben haben.

Rollenspiel-Elemente

Belohnt wird man für die ausdauernden Kämpfe mit Erfahrungspunkten und neuen Gegenständen wie Waffen, Rüstungen, Helmen oder Handschuhen. Seltenere Gegenstände können neben den normalen Werten noch verschiedene Boni, wie etwa eine verkürzte Ladezeit, bieten. Das Spiel bietet Primary-Waffen wie Pistolen oder Sturmgewehre, Special-Waffen wie Scharfschützengewehre und schwere Waffen wie Raketenwerfer.

Durch das Sammeln von Erfahrungspunkten kann man im Level aufsteigen und so neue Fähigkeiten freischalten und den Charakter verbessern. Außerdem erhält man bereits nach wenigen Level-Ups eine Art Doppelsprung und ein Fahrzeug, das in den Außenbereichen quasi jederzeit aktiviert werden kann, frei. USgamer hofft bei der Steuerung der Vehikel jedoch noch auf Verbesserungen. Diese fühle sich zum jetzigen Zeitpunkt noch etwas schwammig an.

Bereits nach kurzer Spielzeit schaltet man sein "Mount" frei.
Foto: Activision/Bungie

Balancing-Probleme

Die Beta leide jedoch noch unter Balancing-Problemen, schreibt DigitalSpy. Während die damals nur auf der PlayStation 4 erhältliche Alphaversion noch zu schwer war, respawnen die Gegner in der Beta nun zu selten. USgamer stellte zumindest in den instanzierten Spielbereichen, die man gemeinsam in der Gruppe betritt, teilweise das Gegenteil fest. Wenn ein Spieler des Fireteams stirbt und am Anfang der Karte wieder ins Spiel einsteigt, sind die zuvor besiegten Gegner bereits wieder da und versperren den Weg zu den übrigen Teammitgliedern. "Das fühlt sich nach schlechtem Spieldesign an", so das Spielemagazin.

Cursor-Steuerung in den Menüs

Ein sehr häufig genannter Kritikpunkt ist das Interface des Spiels. "Die offensichtlichste Schattenseite ist das verwirrende und nicht intuitive Menüsystem", schreibt etwa DigitalSpy. Konsolen-untypisch bedient man Charakter- und Spielmenüs nämlich mit einem Cursor, der über den Analog-Stick des Controllers gesteuert wird. Warum Bungie diese auf Konsolen eher umständliche Steuerung gewählt hat, wird zumindest im Rahmen der Beta nicht klar.

"Game of the Year"?

Gelobt wird hingegen das generelle Spielgefühl des Shooters und die Perfektionierung des kooperativen Spielens. "Ich würde sagen, dass sie hier den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Es gibt so viele Möglichkeiten, mit anderen zu kooperieren (…), dass man das Spiel gar nicht alleine spielen kann", so USgamer. Pocket-Lint ist in seinem Preview zur Beta überhaupt der Meinung, dass uns mit "Destiny" das nächste "Game of the Year" erwartet.

DigitalSpy hebt außerdem den kompetitiven Multiplayer-Modus "The Crucible" hervor, in dem Spieler in Arenen gegeneinander antreten können. Dieser erinnere an den früheren Multiplayer-Modus in "Halo" und sei trotz der zahlreichen verschiedenen Waffen und Ausrüstungen der Spieler sehr ausgeglichen.

Der Nahkampfangriff wirft Gegner zurück – und muss anschließend nachladen.
Foto: Activision/Bungie

Zerstörung der Zivilisation

Die Hintergrundgeschichte von "Destiny" wurde in der Betaversion nur grob angeschnitten. Auf der Erde ist eine riesige, mysteriöse Sphäre gelandet, die "der Reisende" genannt wird. Die Sphäre, deren Ursprung unbekannt ist, sorgte für eine Blüte der Menschheit und ermöglichte, dass weitere Planeten des Sonnensystems bevölkert werden konnten. Mit "der Dunkelheit" tauchte jedoch irgendwann der uralte Feind des Reisenden auf und löschte mit Ausnahme einer Stadt, die unter dem Schutz der Sphäre steht, die Zivilisation der Erde aus.

Wer wir genau sind, was wir warum machen und mit welchen anderen Charakteren wir da eigentlich im Turm – sozusagen die Heimatbasis der Spieler – interagieren, bleibt in der Beta noch weitgehend unklar. Grund zur Besorgnis sollte das aber nicht liefern. Basierend auf den Erfahrungen aus den "Halo"-Spielen kann man wohl davon ausgehen, dass Bungie auch in "Destiny" eine umfassende Mythologie und Hintergrundgeschichte etablieren wird. Alles andere wäre enttäuschend. Durchaus möglich, dass man das Pulver in der Vorabversion noch nicht verschießen wollte.

Fazit: Toller Multiplayer-Shooter mit Luft nach oben

Der GameStandard verschaffte sich selbst einen Eindruck der Beta von "Destiny" und blickt der Veröffentlichung im September entgegen. Besonders die gemeinsamen Kämpfe gegen die Gegnerhorden, die Darstellung des post-apokalyptischen Russland und der Soundtrack wussten zu überzeugen. Wer "Destiny" in der englischen Spracheinstellung spielt, wird außerdem mit einigen hochkarätigen Darstellern als Synchronsprechern, darunter Peter Dinklage (Tyrion Lannister aus "Game of Thrones"), Bill Nighy und Nathan Fillion, belohnt.

Trotz des Lobes muss Bungie bis zur Veröffentlichung jedoch noch an der einen oder anderen Schraube drehen. Besonders das Interface ist in seiner jetzigen Form unlogisch aufgebaut und kompliziert zu bedienen. "Destiny" muss außerdem noch zeigen, ob der Shared-World-Shooter ein authentisches Einzelspieler-Erlebnis liefern wird. In der Beta merkte man davon noch nicht viel.

Über andere Details, wie die mangelnde Erzählung der Hintergrundgeschichte oder teilweise unklare Spielfunktionen, kann aufgrund des derzeitigen Status von "Destiny" hinweggesehen werden. Spätestens mit der Veröffentlichung im Herbst muss das Spiel hier aber seine Qualitäten beweisen.

Ab 9. September für Current- und Last-Gen-Konsolen

"Destiny" erscheint am 9. September für PlayStation 4, PlayStation 3, Xbox One und Xbox 360. Eine PC-Version wurde bisher nicht angekündigt, ausgeschlossen haben die Entwickler eine Portierung aber nicht. Zumindest vorerst will man sich aber auf die Entwicklung der Konsolen-Versionen konzentrieren. (wen, derStandard.at, .07.2014)