Die Nostalgie kann ein Hund sein, und der kommt mitunter nicht auf vier Pfoten, sondern auf zwei Rädern daher. Das Buch "Wohnwagen der 50er- und 60er-Jahre" zeigt ein ganzes Rudel von fahrbaren Anhängseln, wobei Wohnwagen in Sachen Stückzahlen ihre Hochblüte hinter sich haben dürften. Billigflieger, Wohnmobile und Pauschalreiseangebote nagen an diesen Rädern einer ganz besonderen Zeit.
Es gibt viele Dinge, die waren früher einfach schöner, das fängt bei der Vespa an und hört bei einer Schreibmaschine von Olivetti noch lange nicht auf. Wohnwagen, diese rollenden Schneckenhäuser für Zweibeiner, die vor allem deutsche und holländische Touristen über die Alpen hinter sich herkarrten, stehen nicht unbedingt für eine Nostalgie der Ästhetik. Die polierten, stahlblitzenden Airstreamer von jenseits des Teiches gewinnen in der Fesch-Kategorie auf allen Linien.
Es ist ihr plumper Charme, der einen im Rückspiegel, pardon Rückblick, schmunzeln lässt. Säße auch noch ein Heinz Erhardt, der deutsche Schelm der Nachkriegsjahre, am Steuer des Zugmobils, der Blick in eine Welt von gestern, er wäre perfekt.
Abgebildet und in informativen Texten erklärt wird die Anatomie so manch einer rollenden Ferienwohnung vom "Jumbo Jet" von Hoppe bis hin zum Schwalbennest von "Knaus". Auch allerlei an Camping-Idylle samt Schäferhund findet im Büchlein Platz.
In der Publikation, die im Delius Klasing Verlag erschienen ist, gibt es ferner auch die passenden Zugmaschinen zu sehen, zum Beispiel den Opel Rekord, den Ford Taunus und natürlich den Käfer. Alles in allem: Macht Lust auf Hawaii-Toast. (Michael Hausenblas, derStandard.at, 4.08. 2014)
Peter Kurze/Josef Denzel: "Wohnwagen der 50er- und 60er-Jahre - Die Welt ist mein Zuhause", 112 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Verlag Delius Klasing, Euro 13, 30