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Hedy Lamarr - Technikpionierin und Schauspielerin.

Foto: AP

Mit ihrem Talent eroberte Hedy Lamarr die Leinwand, mit vielen Skandalen die Klatschspalten. Berühmt wurde sie aber mit einer Seite ihres Lebens, die konträr zum hellen Schein war.

Hedy Lamarr wurde am 9. November 1914 als Hedwig Eva Maria Kiesler in Wien-Döbling als Tochter eines jüdischen Bankiers und einer Konzertpianistin geboren. Nach einem handfesten Skandal wegen einer Nacktszene war sie berühmt. Ihr erster Ehemann, Waffenfabrikant und Austrofaschist Fritz Mandl, sperrte sie in den goldenen Käfig. Sie flüchtete vor ihm und landete im Jahr 1937 in Hollywood. Ohne ein Wort Englisch zu können, aber mit einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein im Gepäck, wurde aus Hedwig Kiesler Hedy Lamarr. Sie war ein gefeierter Leinwandstar, galt als der Inbegriff der Schönheit und zählte zu den Bestverdienerinnen ihrer Zunft. Doch das alles war ihr nicht genug.

Während des Zweiten Weltkriegs lernte Lamarr in Hollywood den Komponisten George Antheil kennen. Das Gespräch kam auf ferngesteuerte Torpedos. Aus ihrer Ehe mit dem Waffenproduzenten nahm Lamarr viel Wissen aus der Rüstungstechnik mit. Nun, im Jahr 1942 in Hollywood, reifte bei Lamarr und Antheil der Gedanke, den USA beim Kampf gegen die Nationalsozialisten zu helfen. Funkgeleitete Torpedos konnten zu der Zeit ganz einfach umgeleitet werden, wenn die jeweilige Frequenz gestört wurde. Die Frage war: Wie konnte man die Torpedos vor Störsendern schützen? Am 11. August 1942 reichten Antheil und Lamarr das Patent Nr. 2292387 zum "Frequency Hopping" ein. Die Idee dahinter: ständiger Frequenzwechsel bei Torpedo und Steuerung nach einem ganz bestimmten Ablauf ermöglicht, dass das Signal ungestört von Sender zu Empfänger gelangt.

Die beiden nahmen Kontakt mit dem US-Militär auf. Doch dessen Begeisterung hielt sich in Grenzen. Die Erfindung blieb jahrelang liegen. Erst in den 1950ern forschte das US-Militär weiter am Frequenz-Sprungverfahren, in der Kuba-Krise 1962 kam es erstmals zum Einsatz. Drei Jahrzehnte sollte es noch dauern, bis mit der Digitalisierung das Patent 2292387 zu einem Massenphänomen wurde. Denn ohne das Frequenz-Sprungverfahren kommen auch WLAN, Bluetooth oder GPS nicht aus.

Erst wenige Jahre vor ihrem Tod wurde diese andere Seite der Hedy Lamarr entdeckt: Hedwig Kiesler, die Erfinderin. Lamarr erhielt Ende der 1990er-Jahre einige Auszeichnungen, unter anderem den österreichischen Erfinderpreis. Lamarr war sechsmal verheiratet und hatte drei Kinder. Sie starb 2000 im Alter von 85 Jahren in ihrer Altersresidenz in Florida. (Daniela Rom, DER STANDARD, 25.7.2014)