Schöner Wohnen: Die OMV verfrachtet in einem Spot eine Familie auf eine Bohrinsel.

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Wer besonders bizarre Lebensentwürfe kennen lernen will, schaut ORF-Werbefernsehen. Mitarbeiter der OMV zum Beispiel leben auf Bohrinseln. Das Vegetieren auf Ölplattformen hat Nachteile. Man vergisst, wie die Kinder zuhause ausgesehen haben. Dafür gerät man umso seltener in die Versuchung, neue zu zeugen.

Solche Verlegenheiten sind der Familie Putz vom XXXLutz naturgemäß fremd. Die Sippe wohnt in einem Möbellager. Wie immer sie es anstellt, aber seit Nesthaken Putzi sein Herz an Ixi verschenkt hat, herrschen stabile Verhältnisse.

Da man von der Außenwelt wie durch eine Membran getrennt ist, entfällt die Lockung des Fremdgehens wie von selbst. Dafür sorgt der XXXLutz auf rührende Weise für die längst geschlechtsreif gewordene Brut. Im neuen Spot erwacht das holde Kinderpaar jeden Morgen um die gleiche Zeit. Dabei wälzen sich die beiden gamsigen Teenager in immer frischen Wäschegarnituren. Hygiene wird in Österreichs Möbellagern groß geschrieben. Über das Liebesglück der Eltern Putz herrscht dagegen Rätselraten. Man soll niemals nach dem Äußeren urteilen. Aber der hässliche Bart von Papa Max Putz verheißt ganze Waschkessel voller verbrauchter Bettwäsche.

Kika und Leiner haben das Prinzip umgedreht. Hier wohnt man nicht, hier rückt man Menschen, die unscheinbar wohnen, auf den Pelz. Unter dem Motto „Das kann sonst keiner“ fallen zwei Berufszauberer in schmierigen Anzügen über das Traditionsmobiliar der Österreicher her. In den heimischen Stuben sieht es übrigens aus wie in den Romanen von Georges Simenon. In denen machen die Figuren nur ungern miteinander Liebe. Noch lieber machen sie einander kalt. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 25.7.2014)